— 125 —
an die Glieder seines Hanfes, sowie an die bekehrnngseifrigen Jesuiten,
Überall zwang man die Protestanten mit ranher Gewalt zum Rücktritt
in die katholische Kirche. Hierbei gebrauchte man eine Beichtforrnel^
worin die ehemaligen Lutheraner ihren alten Glauben abschworen und
sich zum katholischen bekannten. In Großglogan entwarf man das
Musterbeispiel für das Beichtbekenntnis; es fand so viel Anklang, daß
sich viele Fürsten in Süd- und Westdeutschland dieselbe mitteilen ließen^
um sie bei ihrem Ketzerbekehrungswerke anzuwenden. Sie lautete fol¬
gendermaßen: „Ich armer, elender Sünder bekenne euch Priestern, daß
ich so viele Jahre der verdammten, gottlosen Lutherfchen Lehre beige¬
wohnt und in solchem Irrtume gelebt habe, auch in ihrem greulichen.
Sakrament nichts anderes empfangen, als gebacken Brot und ein Trank-
lein Wein aus einem Faß. Solchem greulichen Irrtum und verdamm-
licher Lehre widersage ich, nun und nimmermehr in alle Ewigkeit bei¬
zuwohnen, so wahr mir Gott helfe und alle Heiligen! — Wir glauben,,
wie die katholische Kirche befiehlt, es sei in der Schrift begründet oder
nicht. Wir glauben an der Heiligen Fürbitte und Anrufung. Wir
glauben, daß ein Fegefeuer ist. Wir schwören zu Gott, daß die luther¬
ische Lehre falsch und verdammlich sei, und wollen's die Zeit unseres-
Lebens thun, auch unsere Kinder davon abhalten. Wir schwören, daß
wir den Kelch des Herrn die Zeit unseres Lebens nicht gebrauchen¬
wollen oder denselben treiben. Wir schwören, daß wir in die katholische
Lehre aus gutem Willen und ohne Zwang getreten sind."
7. Wallenfteitts Absetzung.
a. Die Klagen der Fürsten über Wallenstein. So groß die
Bestürzung und Erbitterung der Protestanten über das Wiederherstellungs¬
gesetz war, so groß war auch die Erbitterung über Wallensteins Gebaren,
Nicht bloß bei dem Volke, sondern auch bei den Fürsten, bei den pro¬
testantischen sowohl als auch katholischen Standen hatte sich der Fried¬
länder, der sich in so kurzer Zeit vom einfachen Edelmann zum Reichs¬
fürsten emporgeschwungen hatte, im höchsten Maße verhaßt gemacht. Za
allermeist klagte man über seine Ausbeutungssucht und über die Greuel¬
thaten, welche sein Heer allerorten verübt hatte. In Freundes wie in
Feindes Land hatten seine Scharen entsetzlich gehaust. Man wußte nun
den Grund genau, warum er lieber statt eines Heeres von 20000
Mann ein Heer von 50000 Mann anwerben wollte. Am meisten
klagten die Bewohner und Fürsten von Brandenburg und Pommern,
Ter Herzog von Pommern schrieb in seiner Beschwerdeschrift: Ich habe
die kaiserlichen Soldaten als Freunde ausgenommen, aber sie peinigen
meine Unterthanen bis auf's Blut. Die schrecklichsten Übelthaten begehen
sie, sie stören den Gottesdienst, sie berauben die Kirchen, sie schänden die
Gräber, sie quälen die Leute mit Prügeln, Brennen und Plündern, sie
nehmen ihnen alle Lebensmittel, so daß die gräßlichste Hungersnot die