Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Handels- und Realschulen

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Kali⸗Grafen genannt, ihn, der für seine allerdings nicht ganz leichte 
Zwölfmillionen⸗Gründung die hübsche Provision von Mk. 400000 gab. 
Auch für die Düngerfabrikation sind die Kalisalze bekanntlich sehr wichtig, 
und hierbei kommt Superphosphat als Nebenprodukt der Eisen- und 
Stahlindustrie erst seit dem Entphosphorungsverfahren von Thomas und 
Gilchrist vor. Der Guano, dessen Bereitung bekanntlich Herrn v. Ohlendorff 
in Hamburg mit 16 Millionen Mark abgekauft wurde, hat nichts Chemisches 
durchzumachen. 
Auch Jod ist als Nebenprodukt interessant. Hier ist alles von 
Chile abhängig, dessen Produzenten einen den Jodbeziehern höchst schmerz- 
lichen Ring gebildet haben. Jod, das in der Medizin und in der Farben⸗ 
industrie notwendig gebraucht wird, ist bis jetzt von der Chemie nicht 
ersetzt worden, und es soll dies auch in absehbarer Zeit angeblich un⸗ 
möglich sein. 
Der Zellstoff hat an der Hand des Mitscherlich-Verfahrens eine 
bedeutende Industrie hervorgerufen, die besonders dann wertvoller wird, 
wenn die Papierfabrikation einmal von der Verbindung mit Lumpen 
völlig abgeschnitten sein sollte, wie dies u. a. im vorigen Jahre während 
der Cholera eintrat. 
Kommen wir nun zu den Unternehmen selbst, so ist, wie gesagt, 
die chemische Privatindustrie bei uns noch sehr bedeutend; es giebt u. a. 
eine bekannte Firma, die fast täglich ein neues Patent anmeldet, allein 
die gewaltige Macht liegt doch in den Händen der großen Aktiengesell— 
schaften. Die erste ist unbestritten die Badische Anilin- und Sodafabrik, 
die zweitgrößte die Höchster Farbwerke. Die Badische Anilinfabrik wurde 
1872 vornehmlich mit Hilfe des finanziellen Rates von Dr. Kilian Steiner 
von der Württembergischen Vereinsbank gegründet. Sie hat 161/3 Mil— 
lionen Mark Aktienkapital, nahezu an 6 Millionen Reserven, und ihre 
4000 Arbeiter sollen es besser haben, als vielfache sozialistische Angriffe 
glauben lassen könnten. Der Sitz ist in Mannheim, das Verkaufsgeschäft 
in Stuttgart, und der Betrieb endlich ist in Ludwigshafen. Mannheim, 
dem es übrigens nachträglich furchtbar leid thut, wollte damals wegen des 
Gestankes und der Gesundheitsschädlichkeit nichts von dem Betriebe in 
seinem Weichbilde wissen, und so zog man denn nach Ludwigshafen, das 
seitdem durch die verschiedensten Umstände der Hauptsitz der mannigfal—
	        
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