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errichtete zu Ehren seines großen Vaters ein prachtvolles Reiterstandbild.
Er legte die Friedrichstadt in Berlin an, gründete das FriedrichSwaisen-
haus und errichtete die Uferdämme an der Spree, um die Stadt vor
Überschwemmungen zu schützen. Zu Ehren seiner Gemahlin Sophie
Charlotte verschönerte er Charlottenburg und zierte diesen Ort mit einem
Schlosse und mit herrlichen Gartenanlagen.
Ebenso suchte er die Wissenschaft zu fördern. Er gründete die
Universität zu Halle und errichtete in Berlin die Akademie der
Wissenschaften. Dies war eine Vereinigung von Gelehrten, die die
Wissenschaften fördern sollten. - Insbesondere stellte er ihr die Aufgabe,
die deutsche Sprache in ihrer Reinheit zu erhalten, die Ehre und Zier
des deutschen Volkes zu mehren und die vaterländische Geschichte nicht
über der allgemein Weltgeschichte zu versäumen.
Groß war seine Eitelkeit und Pruntliebe. Nichts ging ihm
über die Wonne eines Hoffestes, wo er die Pracht seines Schlosses und
Hofstaates, die Kostbarkeit seiner Gewänder und Kleinodien und die Menge
seiner Wagen und Rosse bewundern lassen konnte. Alles das kostete natür¬
lich sehr viel Geld. Dem Aufwande und den Ausgaben entsprachen die Ein¬
nahmen nicht. Um Geld aufzubringen, besteuerte man Wagen, Strümpfe,
Perücken, Hüte und andere Luxusgegenstände. Trotzdem das Land unter
der Abgabenlast seufzte, wurden am Hofe zahlreiche glänzende Feste abge¬
halten. Das größte Unglück aber für sein Land war, daß es lange Zeit
hindurch von unredlichen Dienern verwaltet und ausgebeutet wurde. Der
schlimmste dieser Männer hieß Kolb von Wartenberg. Er hatte sich
durch seine Schlauheit so in die Gunst seines Herrn einzuschmeicheln ge¬
wußt, daß er fast unumschränkt schalten und walten konnte. Dabei häufte
er durch seine Betrügereien ungeheure Reichtümer auf und erwarb hohe
Titel und Würden. Endlich wurde der Betrüger zwar entdeckt und ver¬
bannt, aber das Land war doch durch ihn schwer geschädigt worden.
Dazu verheerte eine furchtbare Pest Preußen und Pommern und raffte
etwa ein Drittel der Bevölkerung weg. So war das Lebensende Fried¬
richs getrübt. Er erkannte die Wahrheit des Dichterwortes an sich:
^Des Lebens ungemischte Freude wird keinem Irdischen zuteil."
B. Besprechung.
1. Die Bedeutung der Königswnrde für Preußen.
Friedrich I., ehemaliger Burggraf von Nürnberg, erwarb 1415
den Hohenzollern die Mark Brandenburg samt der Kurwürde; Friedrich
Wilhelm verschaffte ihnen 1660 die selbstherrliche Herzogswürde über
Preußen und Friedrich I., König in Preußen, 1701 die Königswürde.
So haben die Hohenzollern im Laufe von etwa drei Jahrhunderten erst