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zember 1520 zu immer helleren Flammen entfacht. Doch wichen nun i
auch alle die zurück, welche zwar eine Heilung der kirchlichen Gebrechen
wünschten, aber sich fürchteten, dadurch die römische Kirche zu zertrümmern.
,(go war in Deutschland durch Luther eine tiefgehende kirchliche Spaltung
Herborgerufen worden, denn an eine Aussöhnung zwischen Luther und
Papst und ihren Anhängern war nun nicht mehr zu dsnken.
4. Luther vor dem Reichstage zu Worms.
a. Wie Kaiser Karl V. gewählt wurde. JlN Jahre 151&
war Kaiser Maximilian I. gestorben, ohne einen Sohn zu hinterlassen.
Anfangs beabsichtigten die Kurfürsten, Friedrich den Weifen zu wählen,
da sich dieser Fürst durch Besonnenheit, Redlichkeit und Erfahrung aus¬
zeichnete' doch dieser schlug die Kaiserkrone aus, nicht bloß feines hohen
Alters wegen, sondern auch deshalb, weil sie ihm wegen der unvermeid¬
lichen Kämpfe mit den Fürsten, die nach Unabhängigkeit strebten und
dadurch die Reichseinheit gefährdeten, unb dem Papste, der sich fortan
Übergriffe erlaubte, für sein Land keinen Segen zu bringen schien. Er
lenkte nun die Wahl auf den jungen Enkel Maximilians, der die Kronen
,,'tipn Österreich, Neapel und Sizilien, von den Niederlanden, von Spanien
und den neuentdeckten Ländern aus feinem Haupte vereinigt hatte, so daß
er sich mit Recht rühmen konnte: „In meinem Reiche geht die Sonne 5
nicht unter."/ Ta sich auch der König von Frankreich um die deutsche
Kaiserkrone bewarb und die Wahlfürsten durch große Summen zu be¬
stechen suchte, so mußte Karl V. bedeutende Summen bei den reichen
Kaufherren Fugger und Welser in Augsburg borgen, um diese Fürsten
für sich zu gewinnen. So erhielt der Erzbischof von Mainz 100000
Gulden, der Erzbischof von Köln dagegen nur 53000 und der Erz¬
bischof von Trier bloß 40000 Gulden. Selbst die Grafen, Freiherrn,
Ritter und Botschafter der Fürsten und Reichsstädte, ja, sogar die Edel¬
knaben, Schreiber, Kammerdiener, Sänftenträger und Postreiter mußten
alle ohne Ausnahme mit entsprechenden Geschenken geehrt werden. Nur
Friedrich der Weise war unbestechlich. Trotzdem die Fürsten in so
schmachvoller Weise die Kaiserkrone verschacherten, waren sie darauf be¬
dacht, die Kaisermacht einzuschränken. Karl V. mußte einen Wahltiertrag
unterzeichnen, worin er versprach, bei Reichskriegen ohne Bewilligung des
Reichs kein fremdes Kriegsvolk ins Land zu ziehen, keinen Reichstag
außerhalb des Reiches abzuhalten, die Reichs- und Hofämter nur mit
geborenen Deutschen zu besetzen, in Reichsgeschäften bloß die lateinische
ober bie deutsche Sprache anzuwenden, nichts vom Reiche zu veräußern,
ohne Verhör keine Achtserklärung zu erlassen, die Kirche als Schirmherr
zu schützen, aber auch das Reich gegen die Übergriffe des römischen Stuhles
zu schirmen.^ V<So wgr dem Kaiser genau vorgezeichnet, was er thun und
lassen sollte/
b. Wie Luther vor den Reichstag geladen wurde. Nachdem
Th. Franke, Prakt. Lehrbuch der Deutschen Geschichte. 2. Teil. .3