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Luther Gott über alle Dinge fürchtete, war ihm Menschenfurcht fremd. 
Weil er unverzagt auf Gottes allmächtigen Schutz vertraute, trotzte er 
kühn allen irdischen Gefahren.^ Weil er sich ganz und willig in Gottes 
Schickungen fügte und sich nur als sein Werkzeug betrachtete, so achtete 
er sein Leben für nichts und war stets bereit, es für sein Werk zu 
opfern. Der fortwährende Kamps stählte seinen Glauben und seine Kraft. 
In Augsburg vor Kajetan war er noch zaghaft und ängstlich, in Alten¬ 
burg vor dem klugen Miltitz nachgiebig und zum Schweigen bereit, in 
Leipzig vor Eck freimütig und unerschrocken, bei der Verbrennung der 
Bannbulle unerschütterlich und unerbittlich, vor dem Kaiser in Worms 
überzeugungstreu und todesmutig. So erscheint uns Luther als der 
größte Glaubensheld, als ein leuchtendes Vorbild festen Glaubens und 
innigen Gottvertrauens, f Durch seine Glaubensmacht besiegte er die 6 ? , H, 
kirchliche Macht des Papstes, die weltliche Macht des Kaisers und den 
Irrwahn der Bilderstürmer. Sein Leben und Streben, sein Wirken 
und Schaffen, fein Lieben und Hassen galt der Bekämpfung des Un¬ 
glaubens und Mißglaubens und der Ausbreitung des wahren und reinen 
Glauben.s. Stets handelte er nach dem Worte der heiligen Schrift: 
„Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Fürchtet euch nicht 
vor denen, die den Leib töten," und nach seinem Liede: „Ein feste Burg 
ist unser Gott, ein' gute Wehr und Waffen. Und wenn die Welt voll 
Teufel wär und wollt' uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht 
so sehr; es muß uns doch gelingen." Sein Schlußwort auf dem Reichs¬ 
tage zu Worms: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir. 
Amen," bildet auch. den Höhepunkt seines mutigen Glaubensbekenntnisses, 
den erhabensten Ausdruck seines furchtlosen Gottvertrauens, den glänzen¬ 
den Sieg über alle Anfechtungen menschlicher Schwachheit. Sein Wort: 
„Ich bin hindurch!" ist sowohl der Ausdruck der Freude über seinen 
endgiltigen Sieg als auch der Dank für Gottes gnädigen Beistand in 
der Stunde der Gefahr. 
c. Durch seine Hingabe an das deutsche Volk. Die römisch- 
katholische Kirche nährte mit Vorliebe den Irrglauben, daß die Geist¬ 
lichen hoch über dem Volke ständen. Dadurch erweckte sie in den Geist¬ 
lichen Dünkel, Hochmut, Stolz, Einbildung und Überhebung. Luther jedoch 
hielt sich stets von diesen Fehlern frei und erachtete als seine höchste 
Lebensaufgabe, dem deutschen Volke zu dienen. „Für meine Deutschen 
bin ich geboren; ihnen will ich auch dienen!" schrieb er. Aus dieser 
Gesinnung heraus begann er den Kampf mit dem Ablaßmißbrauche, denn er 
sah, wie das deutsche Volk durch solches schändliche Gebaren an Leib und 
Seele, an Gut und Gott arg geschädigt wurde. Aus Liebe zu seinen 
Stammesbrüdern setzte er den Kampf fort, als er dazu gezwungen wurde; 
vor Kaiser und Reich bekannte er diese seine Fürsorge für das Wohl 
des deutschen Volkes offen und entschieden. Auf der Wartburg spornte 
sie ihn zu der schwierigen Arbeit der Bibelübersetzung an und trieb
	        
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