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unsre Truppen feindliche Stellungen in einer Breite von 1600 Metern,
erbeuteten Geschütze und Maschinengewehre und nahmen über 660
Franzosen gefangen. Seit dem Mai nun spielt die Lorettohöhe eine
außerordentliche Rolle in den Kämpfen an der westlichen Teilstrecke der
französischen Front.
Nordwestlich von Arras zieht sich ein Höhenzug hin. Auf seiner
höchsten Spitze thront eine Wallfahrtskirche (Notre Dame de Lorette).
Nach ihr heißt dieser Höhenzug Lorettohöhe. Sie gewährt einen freien
Ausblick auf das tiefer liegende Flachland. In dieser Gegend steht
Zeche an Zeche; hier ist ein reiches Kohlenlager. Schwarz sehen die
Häuser und selbst die Felder aus. Der ganze Landstrich wird daher
schwarzes Land genannt. An den Arbeiterkasernen hängen Tafeln mit
der Inschrift: „Grubenarbeiter, schützet die Bäume! Sie sind der einzige
Schmuck des schwarzen Landes."
Schon im Herbste kam es hier bei Lens und Arras zu hitzigen
Kämpfen, und die Lorettokirche sank in Trümmer. Seit dem Oktober
ist hier zähe gerungen worden. Wir kamen nur wenig vorwärts. Der
ganze Wald auf der Höhe blieb in den Händen der Franzosen. Bei dem
Dorfe Givenchy am Ostabhange der Lorettohöhe ward häufig gestritten,
und dieser Ort kam in den Schlachtberichten oft vor. _ Anfang März
machten wir einen erfolgreichen Vorstoß. Nun aber bereiteten die Fran¬
zosen einen großen Angriff vor. Großes planten sie; darum zogen sie un¬
geheure Truppen hierher und häuften unermeßliche Geschoßvorräte an.
Selbst englische Regimenter wurden in der Gegend zwischen der Loretto¬
höhe und Lille (Armentieres, La Bassee) aufgestellt. Die Artillerie
ward ungemein vermehrt. Da der weihnachtliche Durchbruch mi߬
glückt war, sollte jetzt alles daran gesetzt werden, hier die deutsche Front
zu durchstoßen und den Feind aus Frankreich und Belgien zu vertreiben
und den Krieg an den Rhein zu tragen. Anfang Mai waren die Briten
und Franzosen mit ihren umfassenden Vorbereitungen zu Ende. So
war nun die Stunde des Angriffs gekommen. Der Mai bot unsern Fein¬
den große Vorteile. Das hohe Gras in der Ebene ermöglichte es den
britischen Soldaten, unerkannt sich an unsre Stellungen zu schleichen.
Die Nebel hinderten unsre Flieger, den Anmarsch großer feindlicher
Truppenmassen zu erkennen. Keiner ihrer Vorposten durfte die Gräben
verlassen; er hätte ja unsern Soldaten in die Hände fallen und alles ver¬
raten können. Die Feinde wollten uns völlig überraschen, wie wir sie
bei Bpern am 22. April überrascht hatten.
Am 1. Mai begannen die Franzosen mit einem starken Geschützfeuer
die neuen Kämpfe um die Lorettohöhe. Von Tag zu Tag verstärkte
es sich. Viele Tausende von Granaten sausten nun täglich in die deutschen
Linien und Gräben. Eins unsrer dortigen Korps erhielt an einem Tage
gegen 17 000. Dazu schossen die Feinde unaufhörlich Wurfminen ab,
an dem gleichen Tage etwa 1800. Schwer litten unter diesem entsetzlichen