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das war der Erzkämmerer; ein zweiter war der Erztruchseß, er setzte
die Speisen auf den Königstisch; ein dritter, der Erzschenk, schenkte den
Wein ein; ein vierter endlich verrichtete das Amt des Erzmarschalls,
)em die Unterbringung der Rosse und des Gefolges oblag. Wie bei diesem
yefte der Glanz der Königswürde hervorstrahlte, so war nun auch Otto eifrig
'drauf bedacht, die königliche Macht zu vermehren. Wer von den stolzen
Großen des Reiches dem Könige nicht gehorchen mochte, den demütigte er mit
ewaltiger Hand.
2. Die Nngarnschlacht auf dem Lechfelde (955). — Siegreich kämpfte
t gegen alle Feinde des Reiches. Die Slaven warf er über die Oder zu-
ück. Markgraf Gero herrschte gewaltig über die Wenden, und die Geist¬
chen in den neuen Bistümern Brandenburg und Havelberg predigten
frig den Wenden das Evangelium. Gegen die D ä n e n drang Otto bis in das
ördliche Jütland vor. Einen letzten heißen Kampf hatte er wider die Un-
arn zu bestehen. In großen Scharen zogen die wilden Räuber die Donau
nanf nach Süddeutschland und prahlten: „Unsere Rosse werden diedentschen
lüsse und Seeen austrinken und mit ihren Hufen das Land zerstampfen.
>türzt nicht der Himmel auf uns herab, tfyut nicht die Erde sich aus, uns zu
rfchlingen — wer vermag uns zu besiegen?" Augsburg wurde von ihnen
rrt bedrängt. Sobald der König es hörte, kam er mit den Sachsen zu Hilfe,
uf seinen Ruf eilte nun auch der Heerbann der Franken, Schwaben und
-ayern herbei. Dies Reichsheer war nicht zahlreich; doch der König setzte
!ine Zuversicht auf Gott. Vor dem Kampfe empfing er das heilige Abend-
iahl, und alle seine Krieger beteten mit ihm und gelobten, treu bei einander
i halten bis in den Tod. Dann ging's in die Schlacht. Die Deutschen
impften voll Löwenmutes. Als der König selbst hoch zu Roß den Seinen
rm Hauptangriff voransprengte, flohen die Ungarn; sie wurden fast sämtlich
xtötet. Seitdem wagten es die Ungarn nie wieder, in Deutschland einzufallen.
König Otto, reich an Ruhm durch den herrlichen Sieg, ward von dem
eere alsVaterdesVaterlands begrüßt." Er befahl, in allen Kirchen
obgesänge zu Gottes Ehre anzustimmen. (Bild 7.)
3. Das römische Reich deutscher Nation. — Endlich machte Otto
ehrere Züge nach Italien und brachte dieses Land, welches einst zum
'eiche Karls des Großen gehört hatte, unter seine Herrschaft. In Rom fetzte
im der Papst die römische Kaiserkrone aufs Haupt. Von nun an
erblieb die Kaiserwürde, d. i. die weltliche Oberhoheit über die abendlän-
ischen Christen beim deutschen Reiche. Dieses führte fortan den Namen: •
«eiliges römisches Reich deutscher Nation. — Aus Otto den Großen (973)
olgten noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hause.
Andrä-.Ernst. Geschichtsbilder. Llusg. B. 7