Full text: Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges (Teil 2)

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Vertiefung. 
Der Papst war überrascht. Das hatte er nicht erwartet. Es war 
ihm sogar nicht einmal angenehm, daß Heinrich als Büßer kam. Er 
hatte gedacht, als oberster Schiedsrichter der Christenheit in Augsburg 
auftreten zu können. Lange überlegte er, aber es blieb ihm schließlich 
nichts übrig, als Heinrich loszusprechen. Diesem aber war es um auf¬ 
richtige Buße zu thun gewesen; das beweist die furchtbare Reise und das 
geduldige Ausharren im Schloßhofe zu Canossa. Und nun war er frei 
und wieder Herr. Auch die Fürsten hatten in der That nicht geglaubt, 
daß Heinrich sich demütigen würde. Jetzt zeigten sie, um was es ihnen 
zu thun war. Eigentlich hatten sie sich nun dem vom Banne gelösten 
Könige wieder zu unterwerfen; aber, weit entfernt davon, wählten sie 
vielmehr einen Gegenkönig. Da beginnt Heinrich den Kampf um seine 
Krone. Gregor fand einen Grund, von neuem den König zu bannen; 
aber diesmal wußte sich der König im Rechte und fragte nichts danach. 
Und sein gutes Recht siegte. 
Zusammenfassung und Wiedergabe. 
Ob nun der König Gregor nicht bestraft hat? 
II. Stufe. 
9. Nachdem der König nun die deutsche Empörung bezwungen 
hatte, brach er mit einem Heere nach Italien auf, um Gregor anzu¬ 
greifen. Jetzt vereinigten sich die Lombarden mit ihm, und siegreich zog 
er in Rom ein, wo er einen andern Papst ernannte, der ihn zum römischen 
Kaiser krönte. Gregor wurde in seiner Festung Engelsburg belagert, die 
aus der andern Sette des Tiberstromes liegt. Aber da ward ihm Rettung 
gebracht. Aus Unteritalien kamen die Normannen, die seit einiger Zeit 
dort sich niedergelassen hatten, mit einem so gewaltigen Heere, daß Heinrich 
aus Rom weichen mußte. Doch die Befreier des Papstes hausten derart 
in der Stadt, daß die Römer Gregor verfluchten und er es für gut 
fand, Rom mit den Normannen zu verlassen. Kurze Zeit daraus starb 
er bei diesen. „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt, und das Unrecht ge¬ 
haßt, deshalb sterbe ich in der Verbannung", soll er bitter gesagt haben. 
Frieden aber bekam der Kaiser dadurch nicht. Die Nachfolger 
Gregors hielten den Bann aufrecht und an dem Alleinrecht der Investitur 
fest, und Heinrichs Papst konnte sich nicht behaupten. Die deutschen Fürsten 
stellten andere Gegenkönige auf; aber diese warf Heinrich alle nieder. 
Wiedergabe nach Kernfragen. 
Erzähle! (Der Rachezug nach Italien.) 
Vertiefung. 
Das erste Mal kam Heinrich als Büßer nach Italien, das zweite 
Mal im Bewußtsein seines Rechts. Diesmal entging auch Gregor seinem 
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