Full text: Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges (Teil 2)

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erhalten; dazu wollte der Kaiser Baiern statt der Pfalz, zum Kurfürstentume 
machen. Sogar die evangelische Union wurde gewonnen, daß sie ruhig 
blieb. So verrieten die Lutheraner, ja auch die Reformierten unter sich 
die Sache der evangelischen Böhmen; in ganz Norddeutschland wurde 
von den Geistlichen gegen die gottlosen calvinischen Empörer gepredigt. 
Wiedergabe nach Kernfragen. 
Erzähle! 
Vertiefung. 
Da kann man Leichtfertigkeit und Besonnenheit, Klugheit und Un¬ 
klugheit sehen. Der Böhmenkönig hatte, wenn er sofort ans Werk ging, 
Vorteile vor dem Kaifer, der gar ebenso waffenlos war wie er. Aber 
dieser war rascher als sein Gegner. Er wußte, was aus dem Spiele 
stand, und deshalb griff er zu und nahm die Hilfe, wo er sie fand. 
Und zwar gedachte er den Gegner von drei Seiten zugleich anzufallen. 
Daß er dabei auch fremde Völker, die Spanier, anruft, kümmert ihn 
nicht, ebensowenig, daß er ihnen ein Reichsland überlassen soll. Auch 
mit dem lutherischen Sachsen sich zu verbünden ist ihm recht, soll er 
auch darüber ein Stück des böhmischen Königreichs verlieren. So hetzt 
er Protestanten auf Protestanten, und die Sachsen lassen sich auch um 
schnöden Landgewinn verführen. Das häßliche Gezänke der Geistlichkeit 
schürt den Gegensatz im evangelischen Lager. Und sogar die reformierten 
Fürsten der Union lassen ihr Haupt im Stiche, als die Spanier anrücken. 
Dagegen stehen die Katholiken einig und treu zusammen. 
Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. 
Überschrift: Die Bündnisse des Kaisers. 
Ob nun Friedrich widerstehen können wird? (Schwerlich.) Warum? 
(Der Angriff von drei Seiten bringt ihn zum Fall.) Wie? (Vermutungen.) 
II. Stufe. 
5. Alsbald zog ein spanisches Heer den Niederrhein hinauf gegen 
die Pfalz; die Sachsen besetzten die Lausitz, und der Oberfeldherr oder 
Generalissimus der Liga, Graf von Tilly (spr. Tiji) brach in Böhmen 
ein, wo er sich mit den Kaiserlichen vereinigte. Gras Tilly war ein 
bewährter Kriegsmann, dazu jesuitisch erzogen und streng katholisch. Er 
war ein kleiner Mann mit runzligem, schmalem Gesichte, das ein großer 
Spitzbart noch verlängerte, mit tiefliegenden, kaltblickenden Augen. In 
grünseidenem Rocke, weiten Hosen und hohen Stulpstiefeln faß er auf 
einem Grauschimmel; von seinem großen Hute nickte eine langwallende 
Feder auf feinen Rücken. Das böhmische Heer wich vor ihm zurück; 
aber dann kam es zur Schlacht am Weißen Berge bei Prag. Sie 
war binnen einer Stunde entschieden. Friedrich saß sorglos beim Mittags¬ 
mahle, und als er dann aufs Schlachtfeld ritt, kamen ihm schon die
	        
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