Full text: Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts (H. 3)

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die überall erklang. Der Krieg wurde wie 1813 als ein heiliger betrachtet, 
der für die Unabhängigkeit Deutschlands geführt wurde. 
Die Deutschen stellten nach Moltkes Plane drei Heere auf. Die I. Armee 
befehligte der General von Steinmetz, der sich schon im preußisch-deutschen 
Kriege hervorgetan hatte. Sie sollte die Mosel aufwärts rücken. Die 
II. Armee unter Prinz Friedrich Karl zog über Mainz. Die III. Armee, 
unter Kronprinz Friedrich Wilhelm, bei der sich die Süddeutschen be¬ 
fanden, nahm ihren Weg über Speier. König Wilhelm übernahm den 
Oberbefehl. Diesen großen deutschen Heeren gegenüber stellten die Franzosen 
die Rheinarmee unter Marschall Bazaine bei Metz, die Südarmee unter 
Marschall Mac Mahon bei Straßburg und eine Reservearmee im Feld¬ 
lager von Chalons auf. 
II. Der Krieg gegen das französische Kaisertum. 
Napoleon war sehr verstimmt, denn die Verbündeten, Dänemark, Öster¬ 
reich und Italien, unterstützten Frankreich nicht, weil es zu früh losgeschlagen 
hatte und weil sie Rußland fürchteten. Dieses hatte nämlich offen erklärt, 
sowie Österreich Preußen ebenfalls angriffe, würde es (Rußland) letzterem 
helfen. 
Der Kaiser drängte deshalb selbst auf eine rasche Waffentat, um 
Frankreichs gesunkenes Ansehen zu heben. Es gelang ihm auch, sich der 
schwachbesetzten Stadt Saarbrücken zu bemächtigen. Das wurde als ein 
großer Sieg in die Welt hinausposaunt. Aber zwei Tage darauf kam der 
Rückschlag. Eine Abteilung der Armee Mac Mahons wurde aus der festen 
Stadt Weißenburg und von dem dahinter liegenden Geisberge nach blutigem 
Kampfe vertrieben (4. August). Ein Teil der Kronprinzenarmee, Preußen 
und Bayern, erfocht diesen ersten Sieg. 
Abermals zwei Tage darauf erfolgten zwei Schläge auf einmal. Mac 
Mahon war mit seiner Armee ins Unterelsaß gerückt und Halle auf den 
Höhen an der Sauer bei dem Städtchen Wörth eine ungemein feste Stellung 
eingenommen. Am 6. August wurde er hier von der gesamten Armee des 
Kronprinzen angegriffen. Eine große Schlacht entspann sich vom frühen 
Morgen bis zum Nachmittage; die Franzosen wurden völlig besiegt und in 
wilde Flucht geschlagen. Ihre ganze Armee war auseinandergesprengt. Das 
war die Schlacht bei Wörth. 
Am selben Tage kamen Teile der Steinmetz- und der Prinzenarmee bei 
Saarbrücken an. Die Franzosen hatten die Stadt wieder geräumt und sich 
alsdann auf den steilen Höhen beim Dorfe Spicheren, etwas südlich von 
Saarbrücken, aufgestellt. Diese Höhen hielten sie für uneinnehmbar. Aber im 
unaufhörlichen Rollen des Gewehrfeuers und dem Donnern der Kanonen 
erstürmte die deutsche Infanterie die steilen Hänge. Auch die Artillerie gelangte 
zuletzt hinauf, und damit war der Sieg entschieden. Bestürzt über solch kühne 
Leistungen und unwiderstehliche Tapferkeit, wandten sich die Franzosen zur 
Flucht. Das war die Schlacht bei Saarbrücken (Spicheren). 
Die Kronprinzenarmee folgte dem Heere Mac Mahons, das spurlos 
im Innern Frankreichs verschwunden war. Die Steinmetz- und die Prinzen¬ 
armee rückten auf Bazaine los. Dieser war aus Metz vorgerückt, wandte
	        
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