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b. Siegesnachricht des Großen Kurfürsten am Abend der Schlacht
bei Fehrb ellin, gerichtet an den Prinzen Johann Georg von Anhalt,
Schwager des Kurfürsten und Statthalter in der Mark.
Faksimile bei von Stillfried und Kugler.' Die Hohenzollern und das deutsche
Vaterland. München 1884.
Durchlauchtiger fürst, hochgeehrter Herr Vetter, Schwager und Gevatter.
Ew. Liebden thu Ich hiemitt zu wissen, daß Ich heutte gegen 8 ahn den
feindt gekommen, da Ich selbigen in voller ßatallie gefunden, welcher Sich
ahn seinem lincken flügell ahn einen Dorfe gesetzet, undt groß avantage
gehatt, worauf ich resolviret habe, den feindt, welcher auff mich loßgangen,
anzugreiffen, da es dann ein sehr harttes gefecht gegeben, es hatt aber
der höchste Gott mir die genahde gethan, das wir denselben aussem selde
geschlagen, welcher Sich aber wegen des morastes mit seiner Infanterie
bis hin in Verrbellin retiriret, undt weil er 8 brigaden zu fuffe gehabt,
haben theils meine reutter nicht das Ihrige gethan, worüber ich inquiriren
lassen, und selbigen den proces machen lassen werbe, 8 Fahnen, 2 estan-
darten und ein stück (Kartone) Hab ich bekommen, was für gefangene weiß
ich noch nicht, weilt wenig quarttier gegeben worden. Der feindt hatt
viell volck und fürnehme ofticir verloren, man sagt, daß Wolmer Frangell
(Waldemar Wrangel), Wittenberger, wie auch der Obrister Acksell (Axel)
Wachtmeister und sein bruder sein geblieben, wo der feindt die brücke
nicht diese nacht macht, gehe Ich auff Cremmen, wo selbige aber ferttig,
werde Ich es noch eins niitt Ihn wagen, Gott gebe zu glück. In dessen
gnedigen schütz dieselbe Ich hiemitt befelle, und verbleibe Allzeit
Ew. Liebden
Linum den 18. Juny Dienstwilliger Vetter
Ao. 1675. Schwager und Gevatter
Friedrich Wilhelm, Churfürst.
c. Zwei Briefe des Prinzen von Hessen-Homburg (der Landgraf
„mit dem silbernen Bein") an seine Gemahlin.
Schwarz: Zur 2(X)jährigen Jubelfeier des Tages von Fehrbellin. Berlin, 1875.
Die Briefe sind in der Orthographie verändert.
Am 17. Juni. — Wir sind brav auf der Jagd mit den Herren
Schweden. Sie sind hier beim Passe Nauen diesen Morgen übergegangen,
mußten aber bei 200 Tote von der Nachhut zurücklassen. Jenseits Fehr-
bellin haben wir alle Brücken abgebrannt und alle übrigen Pässe so besetzt,
daß sie nun nicht wieder aus dem Lande können. Sobald unsere Infanterie
kommt, soll, so Gott will, das ganze Heer daran. Der Feldherr (der
schwedische General Gustav Wrangel) war mit 3000 Mann in Havelberg,
wollte die Brücke über die Elbe machen lassen, aber nun ist er von dem
Heere abgeschnitten und gehet über Hals und Kopf über Ruppin nach
Pommern. Sein Bruder (General Waldemar Wrangel) kommandiert diese
12000 Mann. Wo keine sonderbare Strafe Gottes über uns kommt, soll
keiner davonkommen. Wir haben dem Feind schon über 600 totgemacht
und über 600 gefangen. Heute hat Henning wohl 150 Reiter geschlagen,
und jetzt gehet Lüdicke mit 1500 Mann dem Feinde in den Rücken. Morgen