Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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einander getriebenen Eisschollen. Unter diesem geschmolzenen wüsten 
Wesen fanden sich auch große Blöcke, welche, angeschlagen, auf dem 
frischen Bruch einer Urgebirgsart völlig ähnlich sahen. Die Führer 
behaupteten, es seien alte Laven des tiefsten Grundes, welche der Berg 
manchmal auswerfe. 
234. Der Ausbruch des Vesuv im Jahre 1906. 
A. Zart. 
Der Ausbruch des Vesuv im Frühjahr 1906 war einer der stärksten, 
die jeit 1872 zu verzeichnen waren, und überhaupt einer der gewaltigsten, 
den die Geschichte kennt. Der Hauptkrater zeigte am 4. April gewaltige 
Rauchwolken, aus einem neugebildeten Krater ergoß sich in der Richtung 
nach Pompeji ein mächtiger Lavastrom, und ein starker Aschenregen fiel 
auf die Umgegend nieder. In der Nacht vom 7. auf den 8. April 
steigerte sich die Heftigkeit des Ausbruchs; eine Anzahl neuer Krater 
hatte sich gebildet, und der Lavastrom erreichte eine Breite von 200 m 
und eine Höhe von 7 m. Feuersüulen von 150 m Höhe stiegen aus dem 
Hauptkrater empor, und weißglühende Massen wurden 500 m hoch 
geschleudert. Furchtbares Getöse begleitete die Ausbrüche, und in der 
ganzen Umgebung des Vesuv wurden heftige Erschütterungen wahr¬ 
genommen. Die von dem Lavastrom bedrohten Ortschaften wurden 
geräumt und die Einwohner zum größten Teil nach Neapel geschafft. 
Ein Augenzeuge erzählt: 
Ich fuhr in einem Hilsszug, der Flüchtlinge abholen sollte. Schon 
zehn Minuten vor Neapel blieb der Zug in der Asche stecken. Das 
wiederholte sich alle Augenblick. Bei San Giovanni war die Linie 
durch eine Reihe zertrümmerter Wagen versperrt. Rechts und links war 
aller Pflanzenwuchs verbrannt, alle Landhäuser lagen in grauen Lava¬ 
massen begraben, wie von Schnee über und über bedeckt. Entgegen¬ 
kommende Wagenzüge waren ganz und gar mit einer Aschenkruste 
überzogen. Hinter San Giovanni erhob sich eine fürchterliche, gelblichfahle 
Wolkenwand. Je weiter der Zug in diesem Nebel vordrang, desto 
schrecklicher wurde das Farbenspiel. 
Jetzt wird hinter der Wolkenwand der Vesuv sichtbar. Er stößt 
violette Dampfmassen aus, die sich als Steinchen und Aschenregen über 
das Meer bis Capri und darüber hinaus ergießen. Die ganze Landschaft 
ist grau in grau getaucht, alles Leben ist unter der Asche erstorben.
	        
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