Full text: Das Altertum (Bd. 1)

Der erste punische Krieg, 364—341, 
§ 58. Nachdem sich die Römer Italien unterworfen, konnte es 
nicht ausbleiben, daß sie auch nach dem Besitze von Sicilien trachteten, 
welches seiner Natur nach zu Italien gehört. Daraus mußte ein Streit 
mit den Karthagern entstehen, welche damals den größten Teil der Insel 
besaßen. Der Vertrag, welchen Rom im I. 348 mit Karthago ge¬ 
schlossen hatte, beweist schon die langjährige Eifersucht zwischen beiden 
Staaten, welche auch da nicht nachließ, als die Karthager im Kriege 
gegen Pyrrhus Bundesgenossen der Römer wurden. Hatte Rom bisher 
nur kleine italische Staaten bekriegt, so wagte es jetzt schon den Krieg 
mit einer zur See herrschenden Großmacht. Eine Veranlassung fand 
sich bald. Eine.Schar campanischer Mietstruppen, die sich in ihrem 
Übermut Mamertiner oder Söhne des Mars nannten, war von Syrakus, 
wo sie dem Tyrannen Agathokles gedient hatte, in die Heimat entlassen. 
Auf dem Heimwege bemächtigten sie sich der Stadt Messana und richteten 
hier eine Art Raubstaat ein. Gegen die Angriffe des Tyrannen Hiero 
von Syrakus behaupteten sie sich dadurch, daß sie die Karthager um 
Hilfe baten. Da sich aber der Befehlshaber der karthagischen Besatzung 
bald verhaßt machte, so wandte sich ein Teil der Mamertiner um Schutz 
an die Römer. Diese nahmen das Gesuch des mamertinischen Raub- 
gesindels an. Mit der Unterstützung der Mamertiner eröffneten die 
Römer den Krieg gegen Karthago und damit zugleich die Bahn zu außer- 
italischen Eroberungen. \ ?, , 
Im allgemeinen waren in diesem Kriege die Streitkräfte der Römer 
der karthagischen Macht überlegen. Ihre Heere waren besser als die 
; r. punischen Truppen: dagegen hatten die Karthager mehrere tüchtige Feld- 
Herren, während bei den Römern der jährliche Wechsel des Oberbefehls 
für die Ausbildung des Feldherrntalents hinderlich war. Auffallend ist, 
; daß die Karthager auch auf ihrem eigenen Element, der See, meistens 
unterlagen, was sich wohl daraus erklärt, daß die römische Flotte Haupt- 
sächlich von gewandten griechischen Seeleuten aus den unteritalischen 
Städten bedient wurde. 
1. Der Land-und Seekrieg auf und bei Sicilien, 264—256. 
Ehe noch der römische Consul Appius Claudius Candex nach Sicilien 
übersetzte, hatte schon sein Legat den punischen Befehlshaber von Messana 
bei einer Unterredung gefangen genommen und die Besatzung zum Abzüge 
, gezwungen. Appius fuhr dann in der Nacht, ohne daß ihn die kartha- 
gische Flotte zu hindern wagte, über die Meerenge, und seine Landung 
1;
	        
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