Umkehr am Hyphcisis.
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alle zusammen müde der Arbeit und voll Sehnsucht nach Weib und Kind
und dem heimatlichen Boden selbst. Er möge doch ja umkehren, selbst
auch seine Mutier wieder sehen, seines Ruhmes daheim sich freuen, sein
Erbreich regieren, die griechischen Angelegenheiten ordnen. Oder, wenn er
diese Ruhe nicht vertrüge, möge er später einen neuen Kriegszug mit
einem neuen Heere beginnen entweder wiederum ins Morgenland oder nach
den Küsten des schwarzen Meeres oder gegen Karthago. Es habe ihn
freilich bisher das Glück überallhin begleitet und er selbst sei ein Held,
dem kein Feind stand halten könne; aber um so mehr müsse er darau
deukeu, die Götter nicht zu reizen und für jeden sei es tätlich, dem Glücke
selbst Schranken zn setzen. Das Getöse, das auf die Rede des alten
(Sönus durch die ganze Versammlung ging, und die Thränen, die manchen
hervorbrachen, bestätigten dem Könige, daß es wirklich die Empfindung
der Gesamtheit war, die jener ausgesprochen hatte. Alexander entließ die
Versammlung mit Unwillen, berief sie aber wieder am folgenden Tage
und ließ sie zornig an: er werde weiter nach Osten ziehen, zwinge aber
keinen Macedonier ihn zu begleiten; es werde schon Freiwillige geben, die
sich dazu bereit fänden; jedem, der heimgehen wolle, stehe es frei: diese
könnten den Landsleuten erzählen, daß sie ihren König mitten unter
Feinden zurückgelassen hätten. Darauf verschloß er sich drei Tage in
seinem Zelte in der Erwartung, daß seine Truppen auf andere Gedanken
kommen möchten. Diese aber blieben trotz aller Betrübnis über seinen
Zorn bei ihrem Wunsche und es herrschte im Lager tiefe Stille. Roch=
mals trat Alexander hervor und brachte ein Opfer am Ufer des Hyphasis,
tun durch dasselbe vielleicht günstige Vorzeichen für den Übergang zu er¬
langen. Aber auch diese entsprachen seinem Wunsche nicht; und die Sol¬
daten ließen nicht ab mit Thränen und Wehklagen ihn anzuflehen. So
endlich erweicht befahl er Anstalten zum Rückmarsch zu treffen; und so¬
gleich erscholl im Lager Freudengeschrei; die eben noch mit Thränen ihr
Elend beklagt hatten, weinten jetzt vor Freude und man hörte nichts als
Segenswünsche für den König. Er verweilte noch so lange am Hyphasis,
bis er am Ufer des Flusses zwölf Altäre von der Größe der höchsten
Türme errichtet und auf denselben feierliche Opfer dargebracht hatte.
Dazu ließ er, um bei den spätern Bewohnern dieser Gegenden eine fabel¬
hafte Sage von sich und seinem Heere zu erzengen, einen Lagerplatz her¬
stellen, dreimal so groß, als das Heer ihn wirklich brauchte, uud mit einem
Graben uud Wall von außergewöhnlicher Breite, Tiefe uud Höhe; außer¬
dem waren die Räume für die Zelte, die Lagerstellen für deu einzelnen