Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

Der Ameisler. 
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Anstatt sich in die Löcher zu verkriechen, eilt alles aus denselben her⸗ 
vor, so daß die Oberfläche des Haufens ganz schwarz wird, und ein 
wildes Drängen und Wogen entsteht, wobei die wenigen Besonnenen 
die große Masse nicht mehr zu beruhigen vermögen. 
Der Ameisler reibt seine Hände noch mit Terpentin oder einem 
anderen Ol ein, damit sie gegen die Ameisensäure gestählt sind; 
dann erfaßl er seine Schaufel und reißt den seit Jahren mit un— 
säglichem Fleiße kunstvoll aufgeführten Bau auseinander. Die Tier— 
chen spritzen noch wehrhaft ihre scharfen Säfte gegen den Feind; 
aber nun, in dem Greuel und Schreck der Zerstörung, wo diese 
unter den Trümmern begraben, jene dem grellen Tage bloßgelegt, 
andere verstümmelt, erdrückt sind — nun denken sie an nichts mehr 
als an ihre Kinder, die Puppen. Jede stürzt sich auf eine Puppe, 
um sie zu retten, zu verbergen; in den Trümmern der Stadt, das 
wissen sie, sind sie nicht sicher, also fort, hinaus ins Freie, in den 
Wald! Aber der Ameisler sputet sich, denn auch er will die Puppen 
haben, und bevor diese verschleppt sind, tut er seinen Leinwandsad 
auf und scharrt und stopft den ganzen Ameisenhaufen mit allem, was 
drum und dran ist, in den Sach. Der Haufen ist gut bevölkert ge— 
wesen, wohl an fünfundzwanzigtausend Puppen mag er in sich ge— 
borgen haben — ein hoffnungsvolles Geschlecht, und jetzt im Sacke 
des Räubers. 
Der Ameisler bindet ihn zu, wirft ihn auf die Achsel, und indem 
er selbst überall voll von Ameisen ist, eilt er mit der Brut weiter 
durch Wald und Schlucht, um neuen Fang zu tun. Und findet er 
wieder einen Haufen, so macht er's wie mit dem ersten, und die 
Ameisen, große und kleine, schwarze und braune, samt ihren Puppen, 
samt dem Nadelgefilze ihres Baues, samt ihren Harzkörnern und 
Vorratskammern kommen zusammen in den Sach, bis er voll ist. 
Der Ameisler sucht nun einen geschützten, sonnigen Anger. Dort 
breitet er auf dem Rasen ein großes, weißes Tuch aus; am Saume 
des Tuches ringsum legt er grünes Laubwerk, über das er dann 
den Rand des Tuches zurüchschlägt. Nun öffnet er den Sack und 
schüttet den ganzen Inhalt desselben mitten auf das Tuch. Einstweilen 
hat nun der Ameisler nichts zu tun, er kann sich in den Schatten 
des nahen Waldsaumes hinlegen, Brot und Speck aus dem Schnapp— 
sack holen, auch Moschbeerbranntwein, wenn er solchen bei sich hat; 
danach mag er sich eine Pfeife anzünden und guten Mutes sein. 
Die Ameisen sind nun von der Qual ihrer Gefangenschaft, in der 
es heftige Kämpfe unter ihnen gegeben hat, erlöst. Sie nehmen ihre 
Freiheit wahr, aber auch die Gefahr, die sie noch immer bedroht; sie 
eilen, laufen, rennen, um sich zurechtzufinden. Sie kommen an den
	        
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