Full text: Die organische Eingliederung der Heimat- und Stammesgeschichte in die Reichsgeschichte

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auf das Gemüt des Schülers wirken als die glänzendste Schlachten¬ 
schilderung oder Darstellung aus der politischen Geschichte. Der 
Ruf: „Mit Gott für König und Vaterland!" wird erst dann den 
tiefsten Nachklang im Herzen des Kriegers erwecken und ihn zu 
Heldenthaten anspornen, wenn er im Hintergründe die Heimat mit 
allen den Dingen und Personen erblickt, die seinem Herzen nahe 
stehen. 
Eine andere ethische Aufgabe des Geschichtsunterrichts besteht 
darin, daß durch Darbietung des Lebens und Wirkens tapferer 
Helden, tüchtiger Männer und ihrer Thaten vorbildlich auf den 
Schüler gewirkt werden soll. Wir führen daher unsern Schülern 
das Leben von Fürsten, Staatsmännern und Kriegshelden vor, 
d. h. von Männern, die dem Anschauungskreise unserer Schüler 
meist sehr fern liegen und deren Thun und Lassen daher nicht 
immer die intensive Gemütswärme und kräftige Willensrichtung 
erzeugt, die wir wünschen müssen. Hier hilft die Heimatgeschichte 
manche vorhandene Lücke ausfüllen. 
v. Bleiben wir gleich einmal bei den Kriegshelden! Muß ein 
/^^solcher immer ein Fürst sein? Da steht vor mir das Bild des 
Regimentstambours Menzhansen vom Göttinger Bataillon in 
/ ^der Schlacht bei Mars-la-Tour. Das Bataillon steht vor dem 
Feinde auf einer Hochfläche, ohne jede Deckung. Die Geschosse des 
Feindes schlagen in die Reihen; unsere Zündnadelgewehre können 
jedoch den Feind noch nicht erreichen. Verluste häufen sich auf 
Verluste. Schon ist der Bataillonskommandant gefallen. Ein 
Hauptmann übernimmt die Führung; auch er wird verwundet. 
Alles ist bemüht, in dem fürchterlichen Feuer Deckung zu suchen. 
Nur Menzhansen, der Regimentstambour, steht noch aufrecht, 
schwingt kaltblütig seinen Trommelstock und feuert seine Kameraden 
an. Eine Kugel reist ihm den einen Trommelstock aus der Hand; er 
steht und schlägt mit einem Stock; eine andere Kugel durchlocht 
seinen Helm; da erst wirft er sich nieder; aber dann noch ergreift 
er ein Gewehr und feuert lebhaft mit. 
Ist dieser Tambour nicht auch ein Held? Ein Soldat wird 
jeder Bauernjunge. Tapfer und unerschrocken wie dieser Tambour 
möchte auch er werden. Solche Helden haben unsere National¬ 
kriege in großer Zahl aufzuweisen; die Regimentsgeschichten und 
eisernen Kreuze wissen davon zu erzählen. Die anschauliche Er¬ 
zählung ihrer Thaten ergreift das Gemüt des Schülers unmittelbar 
und reist ihn mit fort. 
Entstammt nun ein solcher Held der Heimat, ist er den 
Schülern wohl gar bekannt, so wird der Knabe nicht nur in 
Hochachtung und Verehrung zu diesen Männern aufsehen, sondern 
sich doppelt verpflichtet fühlen, in gleicher Lage es den Vätern 
und Männern seiner Heimat gleichzuthun. Wie lauscht nicht jung
	        
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