Full text: Die organische Eingliederung der Heimat- und Stammesgeschichte in die Reichsgeschichte

Zum Eingang. 
Mehr als je ist der Geschichtsunterricht in den letzten Jahren 
Gegenstand pädagogischer Erörterung gewesen. Zu den Forderungen, 
die dabei im Interesse, einer zweckmäßigen Umgestaltung dieses 
Unterrichtszweiges erhoben worden sind, gehört auch die, daß die 
Heimat und ihre Geschichte im Lehrplan eine geeignete Stelle finden 
und für den Unterricht und das Leben des Schülers fruchtbar ge¬ 
macht werden müsse. Hier und da ist man von theoretischen Er¬ 
örterungen bereits zu praktischen Versuchen übergegangen; aber zu 
einer einheitlichen Auffassung des Begriffes der Heimatgeschichte, 
zu einer vollen Würdigung ihres didaktischen, namentlich des metho¬ 
dischen Wertes, sowie zu einer genauen Bestimmung ihrer Stellung 
im Lehrplan und ihres Verhältnisses zur deutschen Geschichte ist 
es bislang nicht gekommen. 
Der eine betrachtet heimatgeschichtliche Züge als eine Art 
Kuriosität, geeignet zu erheiternder, gelegentlicher Mitteilung; der 
andere giebt Heimatgeschichte am Schlüsse seines historischen Unter¬ 
richts als „Anhang" zu; der dritte erblickt iu ihr das geeignete 
Material für einen „Vorkursus", und der vierte thut sie vor Be¬ 
ginn des eigentlichen Geschichtsunterrichts in der Heimatkunde ab. 
Keine dieser Auffassungen entspricht jedoch dem natürlichen 
Verhältnis der Heimat zum Vaterlande, den vielfältigen Wechsel¬ 
beziehungen, die zwischen beiden von jeher bestanden haben und 
stets bestehen werden, Beziehungen, in denen folgerichtig auch die 
Geschichte der Heimat zur Geschichte des Vaterlandes stehen muß; 
keine kann auf psychologische und methodische Korrektheit Anspruch 
machen; denn bei der dritten und vierten Art der vorhin gekenn¬ 
zeichneten Auffassungen werden Stoffe, die einer späteren geistigen 
Entwickelungsstufe des Schülers analog sind, in unpsychologischer 
Weise vorweggenommen, bei der ersten und zweiten Art werden 
wesentliche methodische Vorteile außer acht gelassen. Nur hier und 
da zeigen sich Anfänge zu einer psychologisch begründeten, orga¬ 
nischen Eingliederung der Heimatgeschichte in die Reichsgeschichte.
	        
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