Full text: Geschichtstabellen für Seminare, höhere Mädchen- und Mittelschulen

106 Afrika. 
suchten sie mit ihren Raubzügen heim; nein auch die Gestade Frankreichs 
und Englands machten sie unsicher, ja sogar bis Island und Norwegen 
streiften sie. 
Ob man ihrem Treiben nicht Einhalt zu tun suchte? 
Gewiß wurden von verschiedenen Seiten Versuche gemacht, die Raub- 
nester zu zerstören und den srechen Räubern das unsaubere Handwerk zu 
legen, aber die Versuche hatten keinen dauernden Erfolg. So galt der 
letzte, der siebente Kreuzzug, den Ludwig der Heilige von Frankreich unter- 
nahm, den wilden Räuberhorden, doch das Christenheer ward dnrch eine 
Pest vertilgt. Später unternahm Kaiser Karl V. einen Zug gegen Tunis 
und es gelang ihm. 50 000 Christensklaven zu befreien. Die beabsichtigte 
Züchtigung Algiers mißlang aber. Seitdem ruhten die Versuche der euro- 
päifchen Mächte, die Barbareskenstaaten zu demütigen. Nur die Johanniter 
führten beständig Krieg gegen die Räuber, konnten es aber nicht verhindern, 
daß viele christliche Staaten des Mittelmeers den Barbaresken tributpflichtig 
wurden. Erst in der Neuzeit gelang es, die Macht dieser Räubervölker 
zu brechen. 
3 Warum war es so schwer, die wilden Räubervölker zu 
züchtigen? 
Es war sehr schwer in das Land zu kommen. Die Nordküste fällt 
schroff und steil zum Mittelmeere ab. Sie ist vielfach zerrissen und weist 
zahlreiche größere und kleinere Buchten auf, die durch steile Vorgebirge von- 
einander getrennt sind. Viele derselben sind eng und durch vorgelagerte 
Riffe schwer zugänglich. Diese Meeresküste bildete sichere Verstecke für die 
räuberischen Bewohner des Landes; die zahlreichen gefährlichen Riffs aber 
erschwerten den Fremden den Zutritt. 
Dazu kommt, daß die Brandung des Meeres eine sehr starke ist; da 
die Buchten zumeist offen und vor der Brandung nicht geschützt sind, so 
ist die Landung der Schiffe mit großen Mühen und Gefahren verbunden. 
Auch von Westen her ist das Land schwer zugänglich; denn die West- 
küste ist vollkommen flach, und das Meer hat hier hohe Sanddünen auf- 
geworfen, die der Schiffahrt äußerst gefährlich sind. 
Zur sachlichen Vertiefung: Wie kommts, daß die Nordküste so steil 
ist? Wie sind die engen Meeresbuchten entstanden? Woher rühren die zahl- 
reichen Riffe am Eingange der Buchten? Wodurch wird die starke Brau- 
dung verursacht? Wie kommts, daß die Westküste der Barbareskenstaaten 
flach ist? Wie ist die Dünenkette im Westen entstanden? 
Zusammenfassung: Die Küsten und Buchten der Atlasländer. 
Wie die Küsten so war auch das Innere des Landes dem Seeräuber- 
leben sehr förderlich; denn auch dort gab es sichere Verstecke, die nicht so 
leicht aufzufinden waren. Wie kam das? Das Innere der Barbaresken- 
staaten wird von einem ausgedehnten Hochland erfüllt, das sich vom Kap 
Ghir an der Westküste bis zum Kap Bon an der Nordküste zieht. Es über- 
trifft die Alpen an Länge und ist wie diese ein Faltengebirge. Der west- 
liche Gebirgszug wird als Hoher Atlas bezeichnet, weil er die höchsten
	        
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