— 145 — 
Ijabeit iljte eigene ^ßoftbertoaltung. 51udj bie Kriegsmarine gehört 
bem 9fieidj. 
Der amtliche 33etfeljr mit ben nidjtbeutfdjen Säubern gefyt für mtS 
Deutfdjc burdj baS 9teic£). Die S3 o t f cf) a f t e r, © e f a n & t e n unb 
$ o n f n I n, bie unfere ^ntereffen im SluSlanbe it>al)rnel)men, finb barum 
9teicfjSbeamte. Dorf) fjaben SSatyern, SSürttemberg unb Saufen nodj be= 
fonbere Vertreter bei einzelnen 9?adjbarftaaten. 211S $olIgrengen 
gelten nur bie ®rengen beS Oleic^eS. 
©o bilben bem StuSlanbe gegenüber bie beutfcfjen Staaten als 9fteicf) 
ein (langes. 
Die 9fteicf)Sbeamten ernennt ber K a i f e r. Qct bertritt baS 3teid) 
gegenüber ben anberen Staaten, fdjliefjt in feinem tarnen Verträge unb 
23ünbniffe, erflärt ben Krieg unb fcfjliejjt ben ^rieben. $m Kriegsfälle 
fyat er bie Verfügung über fämtticfje Streitfrage im 9teid}e gu SBaffer 
unb gu Sanbe. 
Die eigentliche 9ieicf)Sregierung bagegen füf)rt nidjt er, fonbern 
ber S3 u n b e S r a t. @r beftefjt auS bebollmäcfitigten SCßiniftern ber ©ingel* 
ftaaten. $eber biefer Staaten f)at faenigftenS eine Stimme; bie größeren 
Ijaben mehrere; Sßreufjen als größter berfügt über fieb§el)rr. $m gangen 
finb eS 58 Stimmen. Dfjne ^reufjenS 3uftimmung !ann fein gültiger 
SSefcfjlujg gefajgt loerben. Den Borfitj fütjrt ber 9teicf)Sfangler. 
Den 9J?inifterien in ^reufjen entf^red^en für baS 9teicf) bie 31 e i cf) S = 
ämter; eS finb im gangen neun. 21n ber Spitze,eines jeben .ftef)t ein 
StaatSfefretär. 
Die ® e f e | e für baS 9ieidj unb ben 9£ e i dj S f) a u SI) a f t be= 
ftimmeu SSunbeSrat unb 91 e i cf) S t a g ntiteinanber. Der 9ieidjStag 
gäljlt 397 21bgeorbnete. Sie tuerben nadj bem allgemeinen, gleichen, bireften, 
geheimen SBafylredjt getüäljlt, alfo in gang anberer Sßeife toie bie 3Kit= 
glieber beS 43reu§ifd^en 5lbgeorbnetenf)aufeS. 
38äf)renb alfo in ^reufcen brei (SJeioalten bei ber ®efe|gebung 
gufammentuirfen, ber König, baS £erren= unb baS 21bgeorbnetenl)auS, 
tun bieS für baS Steicf) nur gtoei, ber SSunbeSrat unb ber fReid^Stag. 
Slucf) baS 3leicf) braucht für feine SSebürfniffe Steuern. GsS 
ergebt burdjtueg inbirefte, alfo foldje, bie nicf)t bireft bon ben einzelnen 
Bürgern, fonbern bon ben gabrifanten unb Kaufleuten begabt unb 
bann bon iljnen auf bie SBaren gefcfjlagen ioerben. $l)m fließen, bor 
allem bie ©renggölle gu; aufjerbem nocf) äSerbraudjSfteuern bon ioicf)tigen 
SebenS- unb ©enufjmitteln: bon Saig, $ucfer, Xabaf unb 23rannüüein. 
Stoning, ftlavmann u. äßemer, ©efc^idite. 2lu3gabe C. l. B. 
10