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A. Erzählende Prosa. II. Sagen. 
Glück sogar ihrem Nachbar erzählten, einem geizigen Manne, der ihnen 
nie in der Not geholfen hatte. Das machte dem Geizigen Lust, auf 
gleiche Weise zu solchem Glück zu gelangen. Am andern Morgen ging 
er gleichfalls nach dem Gebirge, um sich Holz zu holen. Doch weil 
ihm niemand zu Hilfe kommen wollte, so mußte er zuletzt seinen Schlitten 
ganz allein und ledig wieder nach Hause schleppen. 
o) Wie Rübezahl Getreide kauft. (Aus Schlesien.) 
Von Hermann Kletke. Das Buch von Rübezahl. Breslau, 1852. 
Das Glück hat schon manchem im Gebirge wohlgewollt, der sich 
dessen nicht versah. Einem böhmischen Bauer, der sein Korn nach 
Schmiedeberg fahren wollte, begegnete unterwegs ein Mann, welcher 
das Aussehen eines Wirtes hatte, von der Seite des Berges herkam 
und ihn fragte, was er geladen habe. „Korn," versetzte der Bauer, 
„das will ich nach Schmiedeberg fahren." Der Wirt fragte, ob er's 
ihm nicht verkaufen wolle; dann brauche er den schweren Weg nicht 
erst zu fahren, und was das Korn in Schmiedeberg gelte, wollte er 
ihm gleichfalls dafür geben. Nach kurzem Bedenken sagte der Bauer 
zu, wollte auch keinen Preis dafür fordern, weil der andere zu dieser 
Zeit schon mehr gekauft haben und den Wert des Getreides wohl 
kennen würde. „Gut," sagte Rübezahl, „Ihr seid, nzje ich sehe, eine 
ehrliche böhmische Haut; fahrt immer zu, es wird Euer Schade nicht 
sein." Als sie ein gutes Stück Weges gefahren waren, zeigte ihm 
Rübezahl seine Wohnung; das wollte dem Bauer freilich nicht gefallen, 
da hinaufzufahren, weil es den Berg schwer hinanging. Als aber 
Rübezahl sah, daß die Pferde es kaum mehr ziehen konnten, half er 
mit nachschieben, und also brachte der Fuhrmann das Korn glücklich 
ins Haus und lud es ab. Hierauf nahm Rübezahl die leeren Korn¬ 
säcke, füllte sie mit etwas anderem, gab sie dem Bauer statt des Geldes 
und verbot ihm, die Säcke eher zu öffnen, als bis er zu Hause sei. 
Der Bauer war mit allem wohl zufrieden, lud die Säcke auf den 
Wagen und machte sich auf den Rückweg. Unterwegs begann aber die 
Last so schwer zu werden, daß er zum öfteren halten mußte, auch die 
Pferde nicht mehr ziehen wollten. Da sah der Bauer sich genötigt, 
seinen Wagen leichter zu machen, nahm einen von den Säcken und warf 
chn uneröffnet hinunter. Ein Stück weiter kam die Reihe an einen 
zweiten, und nicht lange hernach mußte er, weil die Last immer noch 
zu schwer war, auch den dritten, vierten und fünften aufgeben; nur 
den sechsten behielt er und vermeinte ihn sicher nach Hause zu bringen. 
Aber auch damit wollt' es nicht gehen; selbst der eine Sack war den 
Pferden noch immer zu schwer, um ihn von der Stelle zu schaffen. 
Der Bauer wußte nicht mehr, was er anfangen sollte, schimpfte auf 
Rübezahl, der ihn also betrogen, band seinen letzten Sack auf und
	        
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