Full text: Leitfaden für den geschichtlichen Unterricht

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zelne Truppenteile der Russen geschlagen hatte, verschanzte er sich 
bei Plewna und bereitete dem angreifenden Feinde furchtbare Nieder¬ 
lagen. Als aber die Russen Verstärkungen und namentlich die ru¬ 
mänische Armee herangezogen hatten, wurde Plewna so fest ein¬ 
geschlossen, daß Osman Pascha, welchem die Lebensmittel und die 
Munition ausgegangen waren, nach einem mißlungenen Durchbruchs¬ 
versuche nichts übrig blieb, als sich mit seiner ganzen Armee zu er¬ 
geben. (10. Decbr. 1877). Sofort rückten die russischen Truppen 
wieder über den Balkan, schlugen die Armeeen des Generals Su- 
leiman, besetzten Adrianopel und schoben ihre Truppen bis in die 
Nähe von Constantinopel vor. Um diese Zeit griffen auch die Serben 
wieder zu den Waffen und eroberten die Festung Nisch (10. Jan. 
1878), während die Montenegriner, obwohl von drei Seiten an¬ 
gegriffen, ebenfalls Sieger blieben. — Auf dem asiatischen Kriegs¬ 
schauplätze, wo der Großfürst Michael den Oberbefehl hatte, waren 
die Russen anfangs glücklich gewesen. Als aber Mukhtar Pascha 
sich aus seiner Unthätigkeit aufraffte, gelang es ihm die Russen bis 
über die russische Grenze zurückzudrängen. Doch bald erhielten die 
Russen Verstärkungen und nach dem glänzenden Siege am Aladscha 
(15. October 1877), fiel auch bald die starke Festung Kars in ihre 
Hände. (17. Novbr.). Die von den Türken in Kaufasien hervor¬ 
gerufenen Aufstände wurden rasch unterdrückt. — Auf allen Punkten 
geschlagen sah sich die Türkei genötigt, mit Rußland zu verhandeln. 
Bereits am 31. Januar 1878 wurde der Waffenstillstand in Adria¬ 
nopel abgeschloffen, und am 3. März folgte der Frieden von San 
Stefano. In demselben wurde die Unabhängigkeit von Rumänien, 
Serbien und Montenegro anerkannt. Außerdem trat die Türkei 
verschiedene Besitzungen in Asien an Rußland ab und erklärte sich 
mit der Bildung "eines tributpflichtigen Fürstentums Bulgarien ein¬ 
verstanden. Diese Erfolge Rußlands riefen nun die Eifersucht Eng¬ 
lands wach, und es schien zwischen den beiden Staaten zu einem 
Kriege kommen zu sollen. 
Dank der geschickten Vermittelung des Fürsten Bismarck gelang 
es aber, alle europäischen Mächte zu einem Kongresse in Berlin zu 
vereinigen. (Juni 1878). Nach längeren Verhandlungen wurde ant 
13. Juli der Frieden von Berlin unterzeichnet, nach welchem die 
Unabhängigkeit Rumäniens, Serbiens und Montenegros anerkannt 
wurde. Rußland erhielt Beßarabien und in Asien die Gebiete von 
Kars, Saturn und Ardahan. Bulgarien wurde in *wet Teile geteilt, 
in das tributpflichtige Fürstentum Bulgarien (nördlich vom Balkan) 
und in die Provinz Ostrumelien, welche zwar dem Sultan blieb, 
aber eine eigene Verwaltung erhielt. Österreich besetzte die türkischen 
Provinzen Bosnien und Herzegowina. Dem Königreiche Griechen¬ 
land wurde ebenfalls eine Vergrößerung zugedacht, aber trotz neuer 
Verhandlungen, welche im Jahre 1880 in Berlin gepflogen wurden, 
hat es dieselbe noch nicht erhalten.
	        
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