Full text: Leitfaden für den geschichtlichen Unterricht

I. Alte Geschichte 
bis znm Untergänge des west-römischen Keiches. (476 n. Chr.) 
Die Ägypter. 
Ägypten liegt in der Nordostecke von Afrika. Von den Römern 
wurde es die „afrikanische Kornkammer" genannt. Das Land bildet 
ein langes, schmales Thal und wird vom Nil durchströmt, der all¬ 
jährlich während der Sommermonate übertritt und durch seinen zurück¬ 
bleibenden Schlamm große Fruchtbarkeit erzeugt. „ Am fruchtbarsten 
ist das Delta, der nördlichste Teil. Wenn die Überschwemmungen 
aufhörten, so geriete das Land in die furchtbarste Not, und wenn 
der Fluß vertrocknete, würde Ägypten veröden und in kurzer Zeit von 
der Wüste verschlungen werden. 
Weil das Land seine ganze Kultur dem Nil verdankt, so hat 
man schon früh das Nilwafser durch Kanäle geregelt und so weit 
als möglich verbreitet. Zu diesem Zwecke ließ, wie Herodot erzählt, 
der König Möns (Amenemha III) ums Jahr 2300 v. Chr. den 
See Möris ausgraben. 
Man teilt Ägypten in Oberägypten, Mittelägypten und 
Unterägypten. Das Land Gosen, wo Jakob mit seinen Söhnen 
sich niederließ, lag in dem Nildelta. 
Die alten Ägypter waren gute Ackerbauer, auch verstanden sie 
aus der Byssusstaude feine Gewänder und aus der Papyrus¬ 
staude Papier zu bereiten. In der Naturkunde waren sie nicht 
unerfahren; auch wurde Rechnen und Feldmeßkunst betrieben. In alter 
Zeit war Ägypten reich bevölkert, während seine jetzige Bevölkerung 
nur schwach ist und unter dem Drucke der türkischen Herrschaft sich 
in keineswegs beneidenswerten Verhältnissen befindet. 
Die Baudenkmäler der alten Ägypter erregen Bewunderung und 
Erstaunen. Unter ihnen verdienen vorzüglich genannt zu werden die 
Obelisken, viereckige, spitz zulaufende Säulen aus einem einzigen 
Granitstein von 16 bis 56 M. Höhe. Auf ihren Seitenflächen 
Mauer, Leitfaden. 2. Auflage. 1
	        
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