Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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Ein Zaub'rer ist's, das sag' ich kühn; 
was faßt der Erde Schooß, 
das malt er auf ein Fleckchen hin, 
wie eine Erbse groß. 
8) Die Pupille ist nicht immer gleich groß; sie kann sich vergrößern, — 
erweitern. Abendtz in der Dämmerung (Zwielicht, — Schummerie) ist sie 
größer, als bei hell-lichtem Tage, — bei Sonnenschein. 
9) Um den Augenstern erblicken wir einen Ring, der bereinigen Men¬ 
schen blau, bei andern braun, bei vielen grau ist. Wir nennen ihn den Augen- 
ring, sagen aber selten: Ich habe blaue Augenringe, sondern lieber: Ich 
habe blaue Augen. Was ist richtiger? Wer hat blaue — braune — Augen? 
10) Der äußere Rand des Augapfels ist weiß von Farbe, nicht weiß, 
wie Schnee, — schneeweiß, — sondern bläulich-weiß. Oft bemerken wir in 
diesem Weiß sehr feine rothe Strichelchen, Adern; besonders dann, wenn 
man sich erkältet hat. — Schnupfen und Husten. Im Auge sehen wir immer 
drei, oft vier Farben. 
11) Zuweilen fliegt uns ein kleines Mücklein oder ein feines Sandkörn¬ 
lein in's Auge. Das beißt und brennt ganz gewaltig, bis wir es durch Rei¬ 
ben entfernt haben. Auf der Backe oder Stirn schmerzt ein so kleines Ding 
nicht; wir fühlen es dort kaum. Fühlen — empfinden. Das Auge ist sehr 
empfindlich: das feinste Stäubchen bemerkt es. (Empfindlich — zart). 
12) Ein so kleiner Gegenstand bringt das Auge schon in Unordnung; 
ein größerer, —ein Stoß, ein Schlag kann es zerstören. Man sagt dann: 
Das Auge läuft aus oder der Apfel läuft aus. Das ist richtig, denn wenn 
die weiße Haut des Apfels einen Riß bekommt, so läuft die Flüssigkeit 
(Wasser), die sich im Auge befindet, heraus; der Apfel fällt zusammen, wie 
eine Blase, aus welcher das Wasser ausstießt, und man sieht eine leere 
Augenhöhle. Das sieht traurig aus. Wenn daher ein Mensch dies Ungliick 
hat, so läßt er sich ein anderes Auge machen. Woraus meint ihr wohl? 
Aus Glas. Glas glänzt — das Auge glänzt — ist glänzend. Mit einem 
solchen künstlichen Auge kann man freilich nicht sehen, denn ein solches Auge, 
mit welchem man sehen kann, macht nur Einer, bei dem kein Ding un¬ 
möglich ist; aber das künstliche Auge sieht doch weniger traurig aus, 
als die leere Augenhöhle. 
13) Jetzt seht ihr Alle mich. Haltet den Kopf nun ganz still, und seht 
nach jenem Fenster! Es geht, aber ihr seht mich nicht mehr. Jetzt seht nach 
diesem Fenster, aber ohne den Kopf zu drehen. Auch das geht. Run nach 
oben und endlich nach unten gesehen! Um diese Bewegungen ausznführen, 
bedarf es wenig Zeit; in einem Nu ist's gethan. Das Auge ist sehr be¬ 
weglich. Ohne den Kopf zu drehen, kann man fast einen Halbkreis über¬ 
sehen. (Gesichtsfeld — Sehfeld.) 
Aufsehen, hinaussehen, hineinsehen, zusehen, umsehen, vorsehen, hin¬ 
durchsehen, besehen, vor sich niedersehen u. s. w. Sehen — schauen — blicken 
— glotzen — anstarren — stierer Blick u. s. w. Abermals keine Begrisss-- 
erklärung, sondern ein munteres Exercitium. 
4. 
Schutz und Sprache der Augen. 
In der Schule muß man jeden Tag etwas Neues lernen. Ihr lerntet 
neulich, daß das Auge so sehr empfindlich und zart ist, durch einen Stoß
	        
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