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heißen; denn du vermagst mehr als sie alle: du verstreuest Düfte,
ohne zu blühen.“ Blüten erhielt klein Waldmeisterlein später nun
zwar auch, aber die waren klein und unscheinbar. Und so sind
sie heute noch.
Wir lieben das Waldmeisterlein alle und erfreuen uns an dem
Dufte seiner Blätter. Reiche Leute legen die Blättchen und Stengel
in Wein, dann geben sie diesen ihren Duft ab und würzen ihn.
98. Von Hermann Klethe.
Singvögelein. Herausg. von L. Erk u. W. Greef. 2. Heft. 10. Auflage.
Essen 1850. 8. 13. (1. Str. Volkslied.)
1. Ich geh' durch einen grasgrünen lUald
und bore die Uögelein fingen;
sie fingen so jung, sie fingen io alt,
die kleinen Uögelein in dem lüald,
die bör’ ich so gerne wob! fingen I
2. 0 fing nur, finge, Trau Hacbtigall!
lüer möchte dich, Sängerin, stören?
lüie wonniglich klingt’s im Widerhall!
6s lauschen die Blumen, die Uöglein all
und wollen dich, Hacbtigall, hören.
3. Hun muß ich wandern, bergauf, bergab;
die Hacbtigall fingt in der ferne.
6s wird mir so wohl, so leicht am Stab,
und wie ich schreite hinaus, hinab:
die Hacbtigall fingt in der ferne.
99. Der Buchfink
Von Heinrich Bais.
Lustige Musikanten in Feld und Wald. Regeusburg 1902. S. 27.
in munterer und dreister Oeselle in unseren Obstgärten wie
J—* in lichten Waldungen, Hainen und Gebüschen ist der Buch¬
fink. Wegen seines herrlichen Gesanges führt er auch wohl den
Namen Edelfink. Fast den ganzen Sommer hindurch läßt er sein
Liedchen erklingen, und sein Gesang wird wegen seiner Tonfülle
und Abwechslung hoch geschätzt. Seine Locktöne erschallen nach
der bekannten Weise: „Pink, pink, pink! Hier sitzt der lustige
Fink!“ Fliegt er über unsern Kopf durch die Luft, so läßt er sein
„Gipp, gipp!“ ertönen. Bevor er sein eigentliches Solostück vor-