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an Stellen, die dem Australschwarzen nicht mit einem Tropfen Wasser
die Zunge letzten, hat Moseskunst Quellen angeschlagen oder sammeln
tief ausgebrochene Felszisternen die Regenwasser umgebender Höhen, um
jene ungeheuren Schafherden zu tränken, deren Vlies im Trockenklima
Australiens so seidenweich auswächst, daß die Squatter bereits heute dort
vom Schafesrücken eine größere, vor allem aber eine ungleich dauerndere
Einnahme sich gesichert haben als Goldwäscher und Goldgräber. Dieser
einzige Erdteil, der bis vor etwa 113 Jahren keine Stadt, ja kein Dorf
trug, ist nun mit blühenden Ortschaften übersät, ja sein Melbourne ist
analog, aber noch schneller und höher emporgekommen wie San Francisco,
denn diese vornehme Kapitale der Südhemisphäre gleicht Rom an Be—
wohnerzahl und wird dank seiner unvergleichlichen Hafenbai die Haupt—
handelspforte Australiens bleiben, wenn längst auch die letzte Goldader
Viktorias ausgebeutet worden.
Hatte der europäische Ansiedler dem amerikanischen Boden vieles
von daheim mitgebracht, vornehmlich den Weizen und das Pferd, dazu
Rind, Schaf, Schwein, Esel, Ziege, aus Asien den Kaffeebaum, so bekam
also Australien überhaupt erst durch die Kolonisten sein Kulturgewand
angetan, und zwar ein so gut wie ganz europäisches. Doch auch unsere
Ostfeste hat nicht ganz unähnliche Verwandlungswunder in ihrer Kultur—
szenerie erlebt. Javas Bedeutung für den Welthandel beruht fast allein
auf dem Massenertrag an ursprünglich ihm fremden Erzeugnissen; der
immergrüne Pflanzenteppich seines Kulturlandes, wie er sich über die
Niederungen zu Füßen seiner alpenhohen Vulkane und über die Unter—
stufe seiner Gebirge ausbreitet, besteht neben dem seit alters einheimischen
Reis aus Zuckerrohr vom indischen Festland, aus Tabakstauden von der
Habana, aus dem Teestrauch Ostasiens, dem ursprünglich nur afrikanischen
Kaffeebaum und den herrlichen Cinchonen Perus, die uns in ihrer Rinde
das fieberbannende Chinin schenken. Die nächst Java ertragreichste
Tropeninsel Asiens, Ceylon, büßte unter der Hand seiner englischen Herren
das prächtige Urwaldkleid seines Südgebirges größtenteils ein, um in
unseren Tagen sogar zweimal umgekleidet zu werden: zuerst überzog man
den gerodeten Waldboden mit lauter Kaffeepflanzungen und nun aus
Furcht vor dem verheerenden Blattpilz mit lauter Teepflanzungen. Wer
könnte sich die Sahara heute ohne das Kamel denken? Gleichwohl ist
dieses für die große Wüste wie geschaffene Tier erst durch den Menschen
dorthin eingeführt worden; man erblickt es nirgends unter den mannig—
faltigen Tierbildern Agyptens aus der Pharaonenzeit, es scheint vielmehr
den Ägyptern bis zur Ptolemäerzeit ganz fremd geblieben zu sein und
hat seinen das Verkehrswesen Nordafrikas umgestaltenden Einzug in die
ganze Sahara und darüber hinaus sicher erst im Gefolge der Ausbreitung
des Islam bis in den Sudan gehalten. Religionen sind auch sonst bei
der Metamorphose des landschaftlichen Kulturbildes mehrfach mit beteiligt