Full text: [Teil 8 = Klasse 2, [Schülerband]] (Teil 8 = Klasse 2, [Schülerband])

DIJBPJJJPJP'JJjj ö 343 
an Stellen, die dem Australschwarzen nicht mit einem Tropfen Wasser 
die Zunge letzten, hat Moseskunst Quellen angeschlagen oder sammeln 
tief ausgebrochene Felszisternen die Regenwasser umgebender Höhen, um 
jene ungeheuren Schafherden zu tränken, deren Vlies im Trockenklima 
Australiens so seidenweich auswächst, daß die Squatter bereits heute dort 
vom Schafesrücken eine größere, vor allem aber eine ungleich dauerndere 
Einnahme sich gesichert haben als Goldwäscher und Goldgräber. Dieser 
einzige Erdteil, der bis vor etwa 113 Jahren keine Stadt, ja kein Dorf 
trug, ist nun mit blühenden Ortschaften übersät, ja sein Melbourne ist 
analog, aber noch schneller und höher emporgekommen wie San Francisco, 
denn diese vornehme Kapitale der Südhemisphäre gleicht Rom an Be— 
wohnerzahl und wird dank seiner unvergleichlichen Hafenbai die Haupt— 
handelspforte Australiens bleiben, wenn längst auch die letzte Goldader 
Viktorias ausgebeutet worden. 
Hatte der europäische Ansiedler dem amerikanischen Boden vieles 
von daheim mitgebracht, vornehmlich den Weizen und das Pferd, dazu 
Rind, Schaf, Schwein, Esel, Ziege, aus Asien den Kaffeebaum, so bekam 
also Australien überhaupt erst durch die Kolonisten sein Kulturgewand 
angetan, und zwar ein so gut wie ganz europäisches. Doch auch unsere 
Ostfeste hat nicht ganz unähnliche Verwandlungswunder in ihrer Kultur— 
szenerie erlebt. Javas Bedeutung für den Welthandel beruht fast allein 
auf dem Massenertrag an ursprünglich ihm fremden Erzeugnissen; der 
immergrüne Pflanzenteppich seines Kulturlandes, wie er sich über die 
Niederungen zu Füßen seiner alpenhohen Vulkane und über die Unter— 
stufe seiner Gebirge ausbreitet, besteht neben dem seit alters einheimischen 
Reis aus Zuckerrohr vom indischen Festland, aus Tabakstauden von der 
Habana, aus dem Teestrauch Ostasiens, dem ursprünglich nur afrikanischen 
Kaffeebaum und den herrlichen Cinchonen Perus, die uns in ihrer Rinde 
das fieberbannende Chinin schenken. Die nächst Java ertragreichste 
Tropeninsel Asiens, Ceylon, büßte unter der Hand seiner englischen Herren 
das prächtige Urwaldkleid seines Südgebirges größtenteils ein, um in 
unseren Tagen sogar zweimal umgekleidet zu werden: zuerst überzog man 
den gerodeten Waldboden mit lauter Kaffeepflanzungen und nun aus 
Furcht vor dem verheerenden Blattpilz mit lauter Teepflanzungen. Wer 
könnte sich die Sahara heute ohne das Kamel denken? Gleichwohl ist 
dieses für die große Wüste wie geschaffene Tier erst durch den Menschen 
dorthin eingeführt worden; man erblickt es nirgends unter den mannig— 
faltigen Tierbildern Agyptens aus der Pharaonenzeit, es scheint vielmehr 
den Ägyptern bis zur Ptolemäerzeit ganz fremd geblieben zu sein und 
hat seinen das Verkehrswesen Nordafrikas umgestaltenden Einzug in die 
ganze Sahara und darüber hinaus sicher erst im Gefolge der Ausbreitung 
des Islam bis in den Sudan gehalten. Religionen sind auch sonst bei 
der Metamorphose des landschaftlichen Kulturbildes mehrfach mit beteiligt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.