Full text: Geschichte für konfessionell gemischte Schulen (Nr. 6)

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Geschichte. 
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das leisten, was sein Gutsherr von ihm forderte, so wurde sein Besitztum ein¬ 
gezogen, er selbst aber zum Tagelöhner gemacht. Dies „Entsetzen" oder „Legen" 
der Bauern war besonders in Mecklenburg Brauch, wo im Laufe von 100 Jahren 
mehr als die Hälfte der ritterschaftlichen Bauern verschwand. Bei der großen 
Unsicherheit, die iin ganzen Lande herrschte, kam es auch oft vor, daß Bauern¬ 
höfe geplündert und verbrannt wurden; denn durch den Krieg war das Volk 
sehr verwildert. Frühere Söldner hatten sich zu Räuberbanden vereinigt, 
zogen plündernd im Lande umher und vernichteten das, was der Krieg übrig¬ 
gelassen hatte. Dies wirkte auch auf die andern Bewohner schädlich ein, so 
daß Diebstahl, Betrug und Trunksucht überhandnahmen. Unter so ungünstigen 
Verhältnissen war es erklärlich, daß in Norddeutschland noch 40 Jahre nach 
dem großen Kriege der dritte Teil aller Ländereien, die vor dem Kriege bebaut 
waren, wüst dalag. Erst nach und nach konnten die Wunden geheilt werden, 
die der Krieg der deutschen Landwirtschaft geschlagen hatte. Um 1700 war es 
jedoch bereits dahin gekommen, daß nicht nur heimische Getreidearten, sondern 
auch Mais, Kartoffeln, Klee und edles Gemüse angebaut, daß Kaffee, Tee 
und Schokolade aus fernen Ländern eingeführt wurden, und daß die Zier¬ 
gärtnerei nach französischem und englischem Muster in hoher Blüte stand. 
2. Der Handel. Im 14. und 15. Jahrhundert, als die Hanse auf dem Gipfel 
ihrer Macht stand und die Handelswege von Genua und Venedig über Nürn¬ 
berg und Augsburg durch Deutschland führten, gelangten viele deutsche Städte 
zur höchsten Blüte. Nach der Entdeckung neuer Länder und Seewege wurde 
jedoch der Landhandel durch den Seehandel verdrängt, an dem sich andre 
Völker wegen der günstigen Lage ihrer Länder mehr beteiligen konnten als 
die Deutschen. Anfangs waren Spanien und Portugal die führenden Handels¬ 
mächte. Im 16. Jahrhundert kamen die Niederlande mehr und mehr zur 
Geltung. Sie machten sich von der Herrschaft der Spanier frei, und Antwerpen 
wurde der wichtigste Handelsplatz für den nord- und westeuropäischen Ver¬ 
kehr, bis um 1600 Amsterdam an seine Stelle trat. Die holländische Flagge 
beherrschte nunmehr auch die Ostsee, weil Schweden und Norwegen für ihren 
Handelsverkehr die Vorrechte der Hanse aufgehoben hatten. — Neben Holland 
wuchs England zu einer bedeutenden Handelsmacht heran. Die englische Ge¬ 
nossenschaft der „wagenden Kaufleute" knüpfte mit deutschen Handelsstädten 
direkte Verbindungen an, und die Niederlassungen der deutschen Kaufleute 
in London verloren dadurch sehr an Bedeutung. Um 1600 sperrte die Königin 
Elisabeth den Londoner „Stahlhos", der von den vier großen Kaushösen der 
Hanse noch allein übriggeblieben war. Von den deutschen Städten behaupteten 
nur Hamburg und Danzig einen Anteil am europäischen Handel. Das deutsche 
Reich als solches aber blieb für etwa 250 Jahren vom Welthandel ausgeschlossen, 
und aller Fortschritt der Kultur wurde für lange Zeit aufgehalten. Das Reich 
war im Inneren zerrissen, nach außen geschwächt und diente seinen Feinden 
zum Spott. Jahrhunderte schweren Ringens waren erforderlich, um es wieder 
zu seiner alten Macht und Herrlichkeit emporzuheben. Hierzu hat besonders unser 
engeres Vaterland beigetragen: der Brandenburgisch-Preußische Staat.
	        
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