Die Entwicklung Danzigs unter dauernder preußischer Herrschaft.
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Ein wichtiger Einschnitt in der neusten Geschichte Danzigs ist das
Jahr 1863, in dem der Oberbürgermeister von Winter sein Amt antrat,
das er in der segensreichsten Weise bis 1890 verwaltet hat. Dieser be¬
deutende Mann hat es verstanden, das in mancher Beziehung zurück¬
gebliebene Danzig zu einer modernen Stadt zu machen. So hat er vor
allem die Einrichtung der Wasserleitung und Kanalisation durchgeführt,
durch welche die bis dahin recht ungünstigen Gesundheitsverhältnisse sehr
erheblich verbessert wurden. Danzig war übrigens die erste Stadt auf
dem'europäischen Festlande, die sich dieser neuen, so ungemein wichtigen
Einrichtungen erfreut hat. Ferner hat v. Winter sehr viel für die Hebung
der Dauziger Volksschulen getan. Auch darf mau ihm nicht vergessen,
daß er viel Sinn für Kunst hatte und sich bemühte, die alten schönen
Bauten Danzigs, die Zeugen seiner großen Geschichte, zu erhalten und
wiederherzustellen. Freilich die alten Vorbauten, die Beischläge, mußten,
da sie die Straßen und den Verkehr beengten, meistens fallen und haben
sich nur noch an wenigen Stellen erhalten. Aber nicht nur die alten
Bauten wurden geschont, sondern auch neue stattliche Gebäude, die der
Stadt zum Schmucke gereichen, aufgeführt.
Hauptsächlich v. Winters Verdienst war es auch, daß im Jahre 1878
Westpreußen wieder zu einer eigenen Provinz erhoben und Danzig zu
ihrer Hauptstadt gemacht wurde, in welcher der Oberpräsident und die
Provinzialverwaltung ihren Sitz erhielten. Das kam natürlich der Stadt
in mannigfacher Weise zugute. Sie nahm einen bedeutenden Aufschwung.
Da Bevölkerung und Verkehr stark anwuchsen, so war es sehr empfindlich,
daß der Raum durch die alten Festungswerke sehr beschränkt war. Daher
strebte man danach, die inneren Festungswälle zu beseitigen. Dieses Werk
wurde an der Nord- und Westseite der Stadt im Jahre 1893 begonnen,
und bald erwuchsen an Stelle der alten Verschanzungen breite Straßen
mit modernen Häusern. Wenn auch der malerische Anblick, den die Stadt
bis dahin geboten hatte, verloren ging, so wurde doch jetzt Raum zu der
so notwendigen Ausdehnung geschaffen.
Aber auch über die Grenze der alten Wälle hinaus zog die Einwohner¬
schaft Danzigs ins Freie, und so blühten die Vororte, besonders Langfuhr,
in ungeahnter Weise auf. Einige der bis dahin nicht zur Stadt gehörenden
Vororte sind in letzter Zeit eingemeindet worden. Im Zusammenhang
hiermit schwoll der Vorortverkehr an, dessen Mittel bedeutend vermehrt
und verbessert wurden. So führen jetzt Eisenbahnen, elektrische Straßen¬
bahnen und Dampfschiffe nach allen Seiten aus der alten Stadt in die
neuen Vororte und die schöne Umgebung.