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Gracchus . ®a§ ^Esetz über eine gerechtere Verkeilung der Staatsländereien wurde zwar
nicht aufgehoben, aber seine Ausführung abermals verschoben Der jüngere Bruder
(eines? @(ijii§ (Bfflccfyiiö wurde als Quästor nach Sardinien geschickt und erhielt, als er
Äe«»f brei .Jahre nachher zurückkehrte, das Amt eines Tribunen. Leidenschaftlicher nnd un¬
gestümer als Tiberius suchte er nun dem Volke zu seinem Rechte zu verhelfen. Er
ließ das Ackergesetz seines Bruders bestätigen, die Gründung von Kolonien
beschließen, Landstraßen anlegen und den Preis des Getreides für die Armen durch
Zuschüsse aus der Staatskasse auf ein Sechstel des Marktpreises herabsetzen. Da
ferner die Unterschlagung öffentlicher Gelder und die Erpressungen in den Provinzen,
welche die Senatoren ausübten, unbestraft blieben, so setzte es Gracchus, um zugleich
den Ritterstand für sich zu gewinnen, durch, daß man die Richter nicht mehr aus
deu Senatoren, sondern aus den Rittern wählte. Diese bildeten den Mittelstand
zwischen dem Adel und dem Bürgerstand, besorgten die Geld- und Wechselgeschäfte
und hatten die Staatszölle gepachtet. Jetzt gewannen die Senatoren einen Volks-
tribunen, welcher den Gracchus in jeder Beziehung an volkstümlichen Vorschlägen
noch übertreffen sollte, bis dieser bei seinen Anhängern in Ungnade gefallen wäre.
Dies gelang um so leichter, als Gracchus im Aufträge des Volkes in Karthago eine
Colonie gründete. Als er zurückkehrte, erhielt er die nöthigen Stimmen zum zweiten
Tribunale nicht. Große Freude herrschte im Senate, und der Consul suchte die
meisten Gesetze des Gracchus beseitigen zu lassen. Insbesondere beantragte er, den
Beschluß wegen des Wiederaufbaus Karthagos zurückzunehmen, weil die Stelle, wo
es gestanden, verflucht und den wilden Thieren geweiht worden sei, und den Tribnnen
Gracchus vor Gericht zu ziehen, weil er die üblen Vorbedeutungen verschwiegen habe,
welche sich gezeigt hätten Der Eon ul erzählte nämlich, es seien alle von Gracchus
gesetzten Grenzpfähle von den Wölfen ausgerisscn, und alle neuen Anlagen fort¬
während von den wilden Thieren wieder zerstört worden. Eine Volksversammlung
sollte hierüber entscheiden. Am ersten Tage beleidigte ein Lictor den Gracchus und
ward niedergestochen Am folgenden Tage erschien der Consul mit Bewaffneten und
griff die Anhänger des Gracchus an. Das Volk floh oder ergab sich dem Consul
Die Führer suchten sich zu retten. Cajus Gracchus gelangte bis in den heiligen
und bustt Hain der Furien, wo er sich von seinem Sklaven niederstoßen ließ (121). Das Volk
c6Men\inin 6eiDa^rte ben gefallenen Brüdern ein dankbares Andenken durch öffentliche Bildsäulen
' und ehrte die Plätze, wo sie gefallen waren, mit häufigen Opfern. Cornelia hörte
jetzt immer, so oft sie sich dem Volke zeigte, den ehrenden Zuruf: „Seht, das ist
die Mutter der Gracchen!"
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Der jugurthinische Krieg (Hl—106). Die Cimbern und Teutonen.
Jugurtha Masinissa's Sohn Mieipsa, König von Numidien, hatte zwei Söhne, den
ermordet seineHiempsal nnd den Adherbal und einen Adoptivsohn, Jttgurtha, einen Enkel
Lettern. beg Mgsimssa von mütterlicher Seite. Dieser, eiu boshafter Jüngling, hatte mit
seinen Vettern das Reich Micipsa's getheilt, aber, unzufrieden mit feinem Antheil,
beide nach einander ermordet und sich in den Besitz von ganz Numidien gesetzt.
Seine Gesandten hatten zwar durch reichliche Geldspenden den Zorn und Unwillen
der Senatoren über sein; Frevelthat zu beschwichtigen gewußt, allein die Volkstribunen
hatten es laut gerügt, wie die Bestechlichkeit des Senats dix Ehre des römischen