Full text: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte

setzte ihm Leo plötzlich die Kaiserkrone auf. Das Volk ries jubelnd auS: 
„Heil Karl Augustus, dem von Gott Gekrönten, dem 
großen, Friede bringenden Kaiser der Römer." So war Rart$ 
das abendländisch-römische Kaiserthum erneuert. Der Ruhm des Kaisers Ans-h-n 
verbreitete sich in die fernsten Länder. Fremde Könige suchten feineim 2tu§ranb- 
Freundschaft und machten ihm Geschenke. Der Chalif von Bagdad, 
Hunut al Raschid, schickte ihm durch eine feierliche Gesandtschaft kost¬ 
bare Geschenke, namentlich -eine messingene Wasseruhr und' ein Schach- 
bret. Karl erwiderte dieselben durch Pferde, Jagdhunde und Leinwand, 
und bewog den großen Chalifen, die Christen auf ihren Pilgerfahrten 
nach Jerusalem zu schützen und ihnen das heil. Grab zu überlassen. 
Für das Wohl seiner Unterthanen war er sehr besorgt; er Äavtfotgt 
wollte sie weiser und besser machen. Darum bestellte er eifrige Lehrer,, für [einc 
und gebildete Priester, beschenkte die Klöster und gebot den Mönchen, 
die Jugend zu unterrichten, die Wissenschaft zu fördern, die Kranken zu 
pflegen und die Wanderer zu beherbergen. Kenntnisse und gutes Be¬ 
tragen schätzte er höher als vornehme Abkunft, und wenn er die Schulen bm-* e*ui« 
besuchte, so schalt er die faulen, unnützen Buben, auch wenn sie vor- »»»**4,, 
nehmet Leute Kinder waren. Mit gleichem Eifer sorgte er für den 
Gottesdienst. Er ließ die Kirchen schmücken, Sängerschulen errichten 
und Musiker aus Italien kommen. Den Geistlichen verbot er Waffen 
zu tragen und auf die Jagd zu gehen. Auf sein Geheiß wurden Pre- f8rbtr‘bfe 
bigten und Betrachtungen aus den Werken der Kirchenväter gesammelt, ©Ä 
bte altdeutschen Helbenlieber zusammengestellt unb ben Monatsnamen 
unb Windrichtungen beutsche Benennungen beigelegt. Die Gelehrten seines 
Hofes, Alkuin, Einharb unb Paul Waruefrieb, stauben ihm in biesert 
Bestrebungen bei. Er verbesserte bie Rechtspflege, er schaffte bie Herzogs- 
wurbe tn ihrem früheren Umfange ab und bestellte über die Gaue 
Sie hießen Gaugrafen; neben ihnen erscheinen noch 
Pfalz-, Mark- und Sendgrafen, je nachdem sie über kaiserliche Ät 
Burgen und Schlösser, die Grenzen oder Marken des Landes gesetzt 
waren. Die Sendgrafen überwachten die Gaugrafen und erstatteten 
den allem genauen Bericht. Auf ben großen „Maiselderi" wurden die 
Berichte der Sendgrafen mitgetheilt und Gesetze berathen, welche der 
König, wenn sie giltig sein sollten, zuvor genehmigt haben mußte. 
Karl war fromm, mäßig, pünktlich, genau und ein guter Haus- 6dne 
beitet:. Ir selbst prüfte die Rechnungen seiner Verwalter, bestimmte wie Frsmmigk-tt 
es mit der Zucht der Hauschiere, mit der Bereitung des Mostes der""""""' 
Bestellung der Felder u. dgl. gehalten werden solle. In Speise und 
Trank war er mäßig; seine Kleidung fertigten seine Töchter an, welche 
sich mtt dem Spinnrocken regelmäßig beschäftigen mußten. Er war von 
hervorragender Größe, hatte einen festen Gang, eine männliche Haltung, 
eines helle Stimme und ein freundliches Gesicht. Von seinen Söhnen 
Karl, Ptptn und Ludwig überlebte ihn der Jüngste. 
AIs Karl 813 ans einer Jagd in der Schwäche der Füße die Vor- ®ein tob- 
boten des nahen Todes ahnte, berief er die Großen des Reiches nach 
jetnent Liebltgssttze Aachen, empfahl ihnen feinen Sohn Ludwig als Nach¬ 
folger und ermahnte ihn, feinem Volke ein frommer und gerechter König 
‘ 12*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.