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7) Auf der skandinavischen Halbinsel bestanden' noch Norwegen und Scandina-
Schweden als sebstständige Reiche. Schweden büßte in dieser Periode den südlichen öieu-
Theil ein, eroberte dafür aber ein ansehnliches Gebiet in Finnland.
8) Dänemark erlangte im 13. Jahrhundert durch Eroberung Rügens, Pom-Dänemark,
merns, Mecklenburgs, Holsteins und Esthlands einen bedeuteuden Umfang.
9) Polen, um 840 durch den Bauer Piast gegründet, umfaßte um 1100 das Polen,
östliche Pommern, Schlesien, Mähren und den nördlichen Theil von Ungarn. Durch
Theilungen und unglückliche Kriege ging indessen vieles wieder verloren.
10) Rußland zerfiel in sechs Gebiete, welche unter dem Großfürstenthum Kiew Rußland,
standen. Im westlichen Theile bildete sich allmählich unter russischen Fürsten ein un¬
abhängiges Fürstenthum Galizien oder Russia.
11) Die Ungarn (Magyaren) waren aus ihrem Vaterlande auf dem west- llngüm_
lichen Abhang des Urals auf die Wanderschaft gegangen und am Don seßhaft ge¬
worden. Um 888 von hier verdrängt und nach Westen vorgeschoben, bemächtigten
sie sich Galiziens, Siebenbürgens und der Niederungen an der Theiß und Donan.
Slavonien, Croatien und Dalmatien waren ihnen schon um das Ende des 9. Jahr¬
hunderts unterworfen. Die Königsfamilie der Arpaden (889—1301) nahm um 980
das Christenthum an, welches 1040 im ganzen ungarischen Reiche eingeführt war.
Der erste König, welcher sich taufen ließ, war Geysa; mit ihm hören die Plün¬
derungszüge der Magyaren auf. 1186 kamen Serbien und Bulgarieu unter unga¬
rische Oberhoheit.
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Die Krrnzznge (1096—1291).
1) Der erste Kreuzzug (1096—1099). Seitdem Konstantin der Veranlassung
Große auf Geheiß seiner Mutter Helena die Wallfahrtskirche zu Jeru-, *u bün
salem gegründet hatte, pilgerten viele Christen zum Grabe Christi, um 53 9en'
daselbst Vergebung der Sünden zu erflehen. Selbst als (637) Jeru¬
salem in die Hände der Araber fiel, unterblieben die Fahrten der Pilger
nicht. Erst als die heiligen Statten von den rnuharnedanischen Türken
oder Sarazenen (1079) erobert wurden, entstand im Abendland der
Wunsch, das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen. Denn nun
störten die Moslemin den christlichen Gottesdienst, mißhandelten die Geist¬
lichen und erpreßten von den Pilgern Tribut. Ein frommer Einsiedler,
Peter der Eremi t aus Amiens, war (1093) Zeuge der Mißhand¬
lungen, welche die Christen am heiligen Grabe erdulden mußten, und
im Aufträge des Patriarchen Simeon in Jerusalem begab er sich zum
Papste Urban II. nach Rom, ihn zu bewegen, daß er die heiligen
Stätten befreie. Dieser sandte den Einsiedler nach Italien und Frank-
reich, um die Gemüther der abendländischen Christen auf den heiligen B0Ä„3
Ärteg vorzubereiten, und beschied selbst Bischöse und Aebte zu einer Ver- prTebi3i bm
sammlung nach Piacenza und dann nach Clkrmont. Eine ungeheure °ug"w-lchA
Menge erschien, lauschte den dringenden Aufforderungen Urbans und desEre-
miten und schmückte sich mit dem Kreuze zum Zeichen, daß man bereit sei,
gegen die Moslemin zur Befreiung des heiligen Grabes auszuziehen. Schon
UN Frühjahre 1096 zog Peter von Amiens mit zahlreichen Scharen aus ;