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un? Ueberall, wo Rudolf erschien, kamen Scharen von Bürgern und
Frieden her. Landleuten zu ihm und beschwerten sich über die Willkür und Wege¬
lagerei der Herren vom Adel. Der König forderte daher von allen,
den Landfrieden git achten und die Ruhestörer zu strafen. Im ganzen
Reiche suchte er Ruhe und Ordnnng wieder herzustellen. Wer des
Landfriedensbruchs schuldig befunden wurde, verfiel in schwere Strafe.
Viele Raubschlösser wurden gebrochen, räuberische Ritter und Reisige
an Bäumen aufgehängt und andere erschlagen.
gesfn'8 Der Papst schrieb an Al Phons von Castilien und ersuchte
nEm-mich.benselben^ seinen Ansprüchen auf den deutschen Thron völlig zu entsagen,
desgleichen auch an Ottokar von Böhmen und forderte denselben aus,
den neu gekrönten König anzuerkennen. Allein Ottokar beharrte in
seinem Trotz und folgte den Vorladungen Rudolfs nicht. Da verhängte
Rudolf endlich die Reichsacht über den widerspenstigen Fürsten, sandte
den Burggrafen Friedrich an ihn ab und ließ ihn auffordern, die Reichs¬
lehen abzutreten. Doch der stolze Böhme ließ dem König sagen, er
wäre ein Feigling, wenn er Oesterreich, Steiermark und Kärnthen nach
Schwaben sende; Rndols solle kommen und sie selbst holen. Wien sei
nicht Basel. Der Krieg war nun unvermeidlich.
Dttofar UN- Ottokar, welcher dem Könige an Macht weit überlegen war, rüstete
t-rwirst sich, m. <Miu er hatte durch seinen Stolz und seine Härte die eigenen
Vasallen so sehr gegen sich aufgebracht, daß sie für Rudolf Partei nahmen
und den stolzen Ottokar nöthigten, um Frieden zu bitten. Rudolf er¬
hielt Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Kretin, sprach seinen Geg¬
ner von der Acht los und nahm ihm vor den Thoren Wiens den
Huldigungseid ab. Zn einfachem grauem Rocke stand Rndolf vor Otto¬
kar, der von Gold und Geschmeide strotzte und knieend den Eid leistete.
Es war vorauszusehen, daß Ottokar den Verlust so herrlicher
Länder nicht leicht verschmerzen werde; seine Gemahlin, eine ehrgeizige
und herrschsüchtige Frau, reizte den Erbitterten noch mehr. Sie hielt
rotoer^cwf ®fler8 ihrem Gemahle vor, er habe den deutschen König von fern wie
”c er °U ein Hund angebellt und in der Nähe demüthig angewedelt, er habe sich
geberdet wie ein Maulthier, welches, so lange es den Wolf ferne wisse,
sich wild aufbäume und ausschlage, zuletzt aber ohne Widerstand von
demselben sich zerreißen lasse. Ottokar griff wieder zu den Waffen und
warb Söldner in Meißen, Thüringen, Schlesien und Polen; der Her¬
zog von Baiern und der Erzbischof von Magdeburg schickten Hilfe,
und «liegt Rudolf von Habsburg ward vorzugsweise von dem ungarischen Könige,
Marchfelde von den Zürichern und dem Bischof von Basel unterstützt. Wenige
1278. Stunden vor Wien, auf dem Marchfelde, ward die entscheidende
Schlacht geschlagen. Ottokar wurde besiegt und erlag den Streichen
eines Junkers von Mehrenberg, dessen Vater von Ottokar unge¬
rechter Weise hingerichtet worden war. Rudolf trat mit seinem Gefolge
zur Leiche Ottokars und sprach: „Sehet, wie nichtig alle Größe
und alL-es Glück auf Erden ist."
Rub^vec- Nach diesem Siege (1278) schloß Rudolf mit dem Markgrafen
bracht seiner Otto von Brandenburg, welcher Vormund über Ottokars elfjährigen
Hause, Sohn Wenzel geworden war, einen Vertrag, wonach Wenzel nach