Full text: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte

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mögen zugesetzt und schuldete an Fust noch 2026 Gulden. Der gewinnsüchtige und 
unredliche Fust nahm nun nicht nur die Presse sammt allen Druckwerkzeugen, sondern 
auch die schon gedruckten Bogen der lateinischen Bibel und alles vorräthige Perga¬ 
ment und Papier, welches gemeinschaftlich war und worauf er kein Pfandrecht hatte, 
in Beschlag. Unverbürgt ist die Nachricht, daß sich Gutenberg, welcher sich hierdurch 
in die traurigste Lage versetzt sah, nunmehr wieder nach Straßburg begeben habe. 
Schon in der ersten Hälfte des Jahres 1457 setzte ihn ein edler Mainzer Patrizier, 
namens Konrad Humery, in den Stand, in Mainz eine neue Druckerwerkstätte ein¬ 
zurichten. 
Die Buchdruckerkunst verbreitete sich rasch. 1462 nämlich wurde Mainz von 
dem neuen Erzbischof, Adolf II. von Nassau, welchem der abgesetzte Diether von 
Asenburg nicht weichen wollte, erobert und zum Theil eingeäschert. Die Gehilfen, 
welche man bisher ängstlich überwacht hatte, verließen damals Gutenbergs und 
Fusts Werkstätten und gründeten Druckereien in und außer Deutschland, zuerst in 
Italien und hernach in Frankreich. Gutenberg wurde von dem Erzbischof Adolf 
durch ein Dekret vom 18. Januar 1465 in die Zahl seiner Hofleute (zu seinem 
„dhiner und hofsgesind", wie es in der Urkunde heißt), mit ärmlichem Jahresgehalt 
in Naturalien ausgenommen, und zog nach Eltville, wo er wahrscheinlich auch eine 
Druckerei gründete. Fust und Schösser setzten bald wieder nach ber Eroberung von 
Mainz ihre Arbeiten mit großer Thätigkeit fort. 
6) Die Kupferstecherkunst ist, nach ben erhaltenen Kupferstichen zu w^gupfersteci)«' 
theilen, eine beutfche Erfindung. Zwar wurden schon in den ältesten Zeiten und tunst, 
auch im frühen Mittelalter Figuren und Ornamente in Metallplaten eingegraben, 
allein erst gegen Mitte des 15. Jahrhunderts wurden, und zuerst in Deutschland, 
Kupferplatten mit dem Grabstichel zu dem Zwecke gestochen, um von denselben Ab¬ 
brücke auf Papier zu machen. Der älteste mit einer Jahreszahl bezeichnete Kupferstich 
trägt bie von 1446. Einige nieberlänbifche Kupferstiche scheinen fast von gleichem 
Alter, sinb aber ohne Jahreszahl. In Italien machte erst der Florentiner Goldschmied 
Maso Finiguerra Versuche, seine Niellogravirungen (auf Silber) auf Papier abzu¬ 
drucken, jedoch nur in der Absicht, um die Wirkung zu beurtheilen, welche seine gra¬ 
viden Gegenstände nach der Ausfüllung der eingegrabenen Linien mit schwarzem 
Emailleguß machen würden. Eigentliche Kupferstiche verfertigte erst um 1460 oder 
65 der Goldschmied Baccio Baldini in Florenz. 
In den Niederlanden arbeiteten in dieser Kunst verschiedene Meister, unter wel¬ 
chen Lukas von Leyden (1494—1533) als Förderer der Technik zu nennen ist. In 
Deutschland bildeten der in seinen Werken durch edle Frömmigkeit ausgezeichnete 
Meister Martin Schongauer (gewöhnlich «schön genannt, gest. nach 1490) und na¬ 
mentlich der geniale und vielseitige Künstler Albrecht Dürer von Nürnberg (1471— 
1528) mit seinen Schülern die Kupferstecherei weiter aus. Unter den Italienern 
dieser Epoche sind vor vielen andern als Meister der Kunst Andrea Mantegna von 
Padua (1431—1506) und der Stecher nach Rafaels Zeichnungen, Mark Anton 
Raimondi (geb. um 1488), der viel nach Dürer kopirend, eine bessere Führung bes 
Grabstichels gewann, besonbers hervorzuheben.*) 
*) Auf bie Technik unb die weitere Entwickelung der Kunst näher mmtaefien 
verbieten Zweck und Raum dieses Buches. 
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