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Einmischungen abschreckend wirken mußten, mehrten sich doch die An¬
hänger Luthers mit jedem Tage. In Sachsen und Hessen kam es
am frühesten zum Bruch mit der katholischen Kirche, und das Bei¬
spiel dieser Staaten wurde von vielen Reichsstädten rasch nachgeahmt.
In dem Ordenslande Preußen stellte sich der Hochmeister des
deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, an die Spitze der
kirchlichen Bewegung und verwandelte das Land in ein weltliches
Herzogthum (1525), ein Angriff auf kirchliches Gut, welcher vielfache
Nachahmung in Deutschland fand. Kaum waren daher 10 Jahre
seit Luthers erstem Auftreten verflossen, und schon stand die Zahl
seiner Anhänger als ein geordnetes Kirchensystem jedem Angreifer
gegenüber. Als die Katholiken anf dem Reichstage zu Speier (1529)
gegen bie Verbreitung der lutherischen Lehre Schritte thaten, pro-
testirten dagegen die Anhänger Luthers als gegen eine Beschränkung
ihrer Gewissensfreiheit uud bekamen davon den Namen Prote¬
stanten. Ein Jahr darauf (1530) übergaben sie auf dem Reichs¬
tage zu Augsburg dem Kaiser ihr Glaubeusbekeuutniß (Augs¬
burger Cousession), auf Grund dessen sie die Gleichberechtigung
ansprachen. Die Katholiken übergaben dagegen eine Widerlegung,
die indessen wieder an der Hartnäckigkeit der Gegner vollständig
scheiterte. Wohl würde sich ber Kaiser jetzt mit Gewalt den Prote¬
stanten, die mittlerweile zum wechselseitigen Schutze ein Bünbniß in
Schmalk alben abgeschlossen hatten (1531), entgegengesetzt haben,
wenn Frankreich unb bie gleichzeitig immer weiter in Europa vor-
bringenben Türken ihn nicht baran gehinbert hätten. So sah er sich
benn genöthigt, ben Nürnberger Frieben zu schließen, worin fest¬
gesetzt würbe: „Bis zu einem Concil sollen keine Prozesse gegen bie
bem Augsburger Bekenntnisse anhängenden Fürsten eingeleitet werben;
hingegen sollen bie Protestanten ihren Bunb auch nicht erweitern."
Als jeboch bas allgemeine Concil im Jahre 1545 nach Trient
berufen würbe, verweigerten bie Protestanten beffen Beschickung. Der
neue Reichstag zu Worms (1545) sollte ber letzte Versuch sein,
bie Unversöhnlichen zur Annahme itnb Beschickung des Tribenter
Concils zu bewegen; was thaten biefe bagegen? Sie vertheilten eine
von Luther abgefaßte Schrift: „Das Papstthum vom Teufel ge¬
stiftet;" dennoch veranstaltete der Kaiser das Regensburger Re¬
ligionsgespräch von 1546. Es blieb ohne alle Wirkung. Jetzt
zögerte Karl nicht länger, sondern rüstete um so mehr zum Kriege,