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künftige Vermählung seines Enkels Georg Wilhelm mit Elisabeth
Charlotte, der Tochter des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz.
In den deutschen Angelegenheiten, die sich schon damals zwischen
Katholiken und Protestanten ziemlich zuspitzten, nahm Joachim Friedrich
eine neutrale Stellung ein und schloß sich der protestantischen Union
nicht an, neigte sich überhaupt in seinen letzten Lebensjahren wegen
der Unduldsamkeit der Geistlichen mehr den reformierten Ansichten zu.
3. Im Innern war er ernstlich bedacht, Handel und Gewerbe
zu heben, legte z. B. den Finow-Kanal zur Verbindung der Havel
mit der Oder an (den aber der dreißigjährige Krieg wieder zerstörte,
so daß ihn Friedrich II. 1743 von neuem beginnen mußte), suchte
dem Luxus ernstlich zu steuern und durch Anlegung von Schulen das
Volk von dem bloß sinnlichen Genusse abzuziehen. Er baute 1607
das Gymnasium zu Joachimsthal und stattete es reich aus. Da
er „ganz hochangelegene beschwerliche Sachen ans sich liegen hatte",
so gründete er 1605 ein „stehendes Geheimrats-Kollegium",
einen Staatsrat, der die eigentliche politische Landesverwaltung, abge¬
sehen von Justiz, Kirchenwesen, Lehnssachen u. s. w. führen sollte. In
der Sorge für die Armen unterstützte ihn besonders seine erste Ge¬
mahlin Katharina, die Tochter des Markgrafen Johann von Küstrin.
Sie gründete in Berlin die Schloßapotheke, in welcher arme Leute
unentgeltlich Arznei erhielten.
§ 13. Johann Sigismund 1608—1619.
Rudolf IL 1576—1612. — Die protestantische Union 1608. — Die katholische Liga 1609. —
Der Majestätsbrief 1609. — Matthias 1612—1619.
I. Johann Sigismund befand sich eben auf einer Reise nach
Preußen, als er die Nachricht vom Tode seines Vaters erhielt. Er¬
setzte dieselbe fort, denn ihn: lag daran, die Vormundschaft über seinen
Schwiegervater, den regierungsunfähigen Herzog Albrecht II., und die
Mitbelehnung mit Preußen von dem König von Polen zu erlangen.
Es waren harte Bedingungen, die ihm von demselben auferlegt
1618 wurden; aber er ging darauf ein, und schon im Jahre 1618, nach
dem Tode des Herzogs Albrecht II., wurde Preußen mit
Brandenburg vereinigt. Gerade dieses polnische Lehens¬
land ist später die Grundlage des erweiterten Staates der
Hohenzollern geworden.
Vorgeschichte Preußens.
1. Die Preußen (Pruti oder Pruteni) gehörten wie die Litauer und
Letten zu einem den Slaven und Germanen nahe verwandten Stamm.
Ihre Wohnsitze lagen zwischen der Weichsel und der Nogat, der Angerapp
und dem Memeldelta. Das Land war dünn bevölkert, zum großen Teile mit
Wäldern, Sümpfen und Seeen bedeckt. Auf den Lichtungen und an den Ufern
der Gewässer erhoben sich Dörfer und Höfe; Städte gab es nicht. Zur Ver¬
teidigung dienten zahlreiche Burgen (die jetzt sogen. Schlotzberge) und Verhaue.
Die Hauptbeschäftigung der Preußen war die Jagd auf Auerochsen, Biber,
wilde Pferde, Bären, Luchse und das Elen, daneben der Fischfang und die