Full text: Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte

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Diese Antwort gefiel dem Vater so sehr, daß er seinen Hofmaler 
Pesne beauftragte, jene Scene bildlich darzustellen. Als der Kronprinz 
das siebente Lebensjahr erreicht hatte, wurde seine Erziehung Männern 
anvertraut. Zu seinem Oberhofmeifter wurde der Graf von Finken - 
st ein ernannt; sein eigentlicher Lehrer wurde aber ein junger kenntnis¬ 
reicher Franzose von Adel, Duhan de Jandun, der Sohn eines 
französischen Einwanderers, der dem Prinzen große Liebe zur Litte¬ 
ratur und zu den schönen Künsten einflößte. Der König selbst schrieb 
für die Lehrer eine Instruktion, die darauf hinstrebte, aus dem Prinzen 
einen tüchtigen Soldaten, einen guten Haushalter und einen 
gläubigen Christen zu machen. In derselben schärfte er den 
Lehrern ein, den Prinzen vor Schmeichlern zu bewahren; denn „Fritz 
darf bei Leibe nicht hoffärtig werden". Vor allem sollten sie ihm 
aber einprägen, „daß nichts in der Welt einem Prinzen mehr Ruhm 
und Ehre zu geben vermag als der Degen, und daß er vor der Welt 
ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls 
liebte und die einzige Glorie in demselben suchte." Ferner hieß es 
in der Instruktion: „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte 
Liebe und Furcht vor Gott, als das Fundament und die einzige 
Grundsäule aller zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, beigebracht, hin¬ 
gegen aber alle schädlichen Irrungen und Sekten als ein Gift gemieden 
und davon in seiner Gegenwart lieber gar nicht gesprochen werden." 
Die Vorschriften des Vaters wurden streng befolgt; im Religions¬ 
unterricht wurde aber darin gefehlt, daß die religiösen Übungen zu 
viel Äußerliches und Abstoßendes enthielten, und im eigentlichen Unter¬ 
richte das Auswendiglernen zu sehr in den Vordergrund trat. Wurde 
doch sogar das Auswendiglernen von Bibelsprüchen und Gesangbuchs¬ 
versen als Strafmittel angewandt. Jede tiefere Anregung fehlte, von 
der Kraft und Herrlichkeit der Schrift bekam Friedrich wenig zu 
spüren. Da ist es nicht zu verwundern, wenn der lebhaft denkende 
Prinz durch den Religionsunterricht nicht befriedigt, sondern zurück¬ 
gestoßen wurde. Mit der militärischen Ausbildung wurde es 
sehr ernst genommen. Zur Übung des Prinzen im Waffendienste 
wurde schon 1717 eine Kadetten-Kompanie errichtet, und im zwölften 
Jahre war Friedrich im militärischen Dienste schon so sicher, daß er 
dem zum Besuch am Hose weilenden Könige von England seine 
Kadetten zur größten Zufriedenheit vorführen konnte. 
2. Mit zunehmendem Alter zeigte Friedrich mehr und mehr 
außerordentliche Fähigkeiten des Geistes, und zugleich entwickelte sich 
in ihm eine große Neigung zu Wissenschaft und Kunst, die 
ihn keinen Geschmack mehr am Soldatenwesen finden ließ; auch die 
Jagd und die Unterhaltung im Tabakskollegium fesselten den Kron¬ 
prinzen nicht. Seine liebste Erholung fand er außer bei den Büchern 
in der Musik. Bald trat deswegen ein schroffer Gegensatz zwischen 
Vater und Sohn hervor. Es verdroß den König, daß Friedrich sich 
lau gegen den Religionsunterricht verhielt, noch mehr aber, daß er die 
militärischen Übungen nicht mehr mit Lust und Liebe trieb. Das 
war dem Vater ein Ärgernis, und oft sagte er: „Fritz ist ein
	        
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