§ 148—152.
Mitteldeutsche Gebirgsschwelle.
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§ 148. Vom Elb-Sandsteingebirge bis zur Görlitzer Neiße liegt ein Berg-
und Hügelland ohne inneren Zusammenhang: das Lausitzer Bergland. Es
dacht sich nach N zu der hügeligen Hochfläche der Oberlausitz ab.
Im Lausitzer Bergland entspringt die Spree, der östlichste Zufluß der Elbe.
Die Neiße geht schon zur Oder.
§ 149. Das Klima des Erzgebirges ist nicht so rauh, wie es nach der Höhen-
läge zu erwarten wäre. Da die Niederschläge gut verteilt sind, gedeihen Wald und
Wiesen trefflich, ist Ackerbau bis weit hinauf, Kartoffelbau bis auf den Kamm möglich.
§ 150. Den Hauptanreiz zur Besiedlung haben in alten Zeiten die nun meist
abgebauten Silbererze gegeben (daher auch der Name Erzgebirge). Jetzt beruht
die großartige Industrie (Woll- und Baumwollweberei, Maschinenbau) vor allem
auf dem bedeutenden Steinkohlenlager der Mulde zwischen Chemnitz und Zwickau.
Die fast durchweg evangelischen Bewohner ^ sind hauptsächlich mitteldeutsche
Sachsen, eine Mischung von Thüringen: u. a. mit slawischen Wenden, von denen
noch ein Rest in der Lausitz lebt. Kein deutscher Bundesstaat52 hat eine so dichte Be-
völkeruug wie das die nördliche Abdachung des Erzgebirges bis ins Tiefland
einnehmende Königreich Sachsen. Auf 15 000 qkm (= Baden oder Elsaß-Loth¬
ringen) ernährt das Land 4Vs Mill. E. (= mehr als Baden und Elsaß-Lothringen
zusammen), also 300 auf 1 qkm (gegen 110 im Deutschen Reich). Das dichteste
Eisenbahnnetz Deutschlands, das auf der Erde nur noch vom belgischen übertroffen
wird, ist hier entstanden.
§ 151. Zahlreiche wichtige Städte sind vorhanden. Von der oberen Elster bis
zur Elbe liegen in einer Reihe die Webstädte fPlauen im Vogtland, **Zwickau
an der Mulde und f Chemnitz, das auch viel Maschinenbau treibt; zu beiden Seiten
der Elbe, an der Bahn Berlin—Wien, die Hauptstadt und zugleich größte Stadt
Sachsens, fffDresden, eine schöne, an Kunstschätzen reiche Stadt, umgürtet von
rührigen Jndustrieorten, die besonders Luxuswaren herstellen (V2 Mill. E.). Weiter
östlich an der Spree liegt Bautzen, der Mittelpunkt der sächsischen Leinenindustrie.
Wo die Berge zum letztenmal an die Elbe treten, hatten die Markgrafen einst ihren
Sitz: in Meißen, das berühmt ist durch sein Porzellan. In der Nordwestecke des
Landes, schon im Tieflande, vereinigt seit alters Leipzig (y2 Mill. E.) die Straßen
und ist zur ersten Handelsstadt Sachsens emporgeblüht (Messen). Es ist der Haupt-
sitz des deutschen Buchhandels, treibt viel Industrie und ist Sitz einer großen Uni-
versität sowie des höchsten Gerichts des Deutschen Reichs, des Reichsgerichts.
5. Die Sudeten.
§ 152. Das Lausitzer Bergland bildet den Anfang des großen von NW
nach SO gerichteten Sudetenzugs. Die eigentlichen Sudeten beginnen jen-
seit der Görlitzer Neiße und erstrecken sich bis zur Oder („Mährische Pforte")
etwa 270 km lang. Sie bilden einen von tiefen Lücken durchsetzten Wall
zwischen Schlesien und Böhmeu-Mähreu, der aber nur teilweise als Grenze
dient.
1 Das Herrscherhaus Sachsens ist katholisch.
8 Abgesehen von den Hansestädten Hamburg und Bremen.