(* i nie i t u « fl.
L Deutschland vor der Völkerwanderung.
1. Weltgeschichtliche Se-entung der alten Deutschen (Germanen).
b"ch Heinrich von Sybel, die Deutschen bei ihrem Eintritt in bic Geschichte
und Heinrich Luden, Vorlesungen über das Studium der vaterländische»
Geschichte, mit Zusätzen vom Herausgeber.)
Der Ursprung der Germanen entzieht sich, wie alles Entstehender
menschlichen Dinge, dem Blicke der Forschung. Das Volk selbst hatte, als
es im Anfang der christlichen Zeitrechnung am Rhein- und Donau-User mit
den Römern in Berührung kam, keine Erinnerung über seine Herkunft be¬
wahrt. Die einzige, wissenschaftlich sichere Leuchte in diesem Dunkel frühesten
Alterthums gibt die vergleichende Sprachkunde. Diese hat denn den großen
Zusammenhang des indogermanischen Völkerkreises als zweifellos erhärtet, zu
dem außer den Germanen, Galliern und Slaven unter Anderen die Griechen
und Lateiner, die Perser und Inder zu rechnen sind. Ihre Verwandtschaft
zeigt sich der genauern Betrachtung als ursprüngliche Einheit. Es ergibt sich
der Schluß, daß einst die Stammväter jener Nationen ein einziges Volk ge¬
bildet und wahrscheinlich in Eentral-Asien zusammengewohnt haben. Ins¬
besondere zeigt die altdeutsche Sprache eine sehr nahe Verwandtschaft^mit der
altindischen, der Sanskritsprache, und zwar mit einer Entwicklungsstufe der¬
selben, welche etwa bis zum 8. Jahrhundert vor Chr. gedauert hat. Man
kann hieraus die Vermuthung ableiten, daß die Germanen schon vor dieser
Zeit sich von dem Urstamm getrennt und ihre Ursitze an den Abhängen des
Himälaya verlassen haben. Dann fehlt lange Jahrhunderte hindurch jede
Spur ihres Daseins. Erst aus der Zeit Alexander's des Großen klingt zu¬
fällig die ÜUotij eines griechischen Reisenden herüber, daß Teutonen und Gothen,
also deutsche Völker, an der Ostsee wohnten. Desto gewaltiger kündigte sich *200
*■ Pütz, Histor. Surftet!, und Charakteristiken. II. 2. Aufl. -i