428 Dritter Zeitraum des Mittelalters: 1096-1273.
testet (natürlicher) Sohn Enzio, dem der Vater die Fortsetzung des Krieges in
Oberitalien aufgetragen hatte, in der Schlacht Lei Fossalta (zwischen Modena
und Bologna) in die Gewalt der siegenden Bolognesen (1249) fiel, die ihn
trotz aller vom Kaiser angebotenen Lösegelder nie wieder frei gaben. Erst
der Tod (f 1272) befreite denselben aus fast 23jähriger Gefangenschaft. Der
Kaiser selbst erkrankte im November 1250 und starb gegen die Mitte des
December auf seinem Schlosse in Firenzuola, nachdem er von dem Erz-
bischose von Palermo wieder in den Schooß der Kirche aufgenommen worden.
Friedrich war durch Geburt, Erziehung, Begabung und Verhältnisse ge¬
eignet, das Kaiserthum nach einer Zeit der Erniedrigung seinem Höhepunkte
entgegen zu führen. Indem et nicht nyt die Rechte seiner Großväter,
Friedrich's I. und Roger's II., sondern auch die italienische und deutsche
Natur in sich vereinigte, hatte er hier und dort das Ganze im Auge, war
aber doch ein anderer in Italien, ein anderer in Deutschland. Bei aller
jugendlichen Entschlossenheit, die Gunst des Augenblickes zu nutzen, um das
Verlorene wieder einzubringen, tritt et mit der Bedachtsamkeit und Festigkeit
des Alters auf, ohne sich durch den Glanz der Macht zur Überschätzung
der kaum erprobten Kräfte fortreißen zu lassen, klar über die Ziele wie
über den Grad der Unterstützung, welchen Menschen und Verhältnisse ge¬
währen. Streng gegen die Widerspänstigen, großmüthig gegen die Ergebenen,
tapfer und schlau — wie sein großer Gegner Jnnocenz —, so war auch
Friedrich. *)
86. Hermann von Satza, Hochmeister des Deutschen Ordens.
(Nach Joh. Doigt, Geschichte Preußens, und Georg Voigt, Hermann von Salza
in seiner weltgeschichtlichen Bedeutung, bearbeitet vom Herausgeber.)
Nach dem Tode des Ordensmeisters Hermann Barth (1210) wählten die
Brüder des Deutschen Ordens einmüthig den tapfern und ebeln Ordens¬
bruder Hermann von Salza aus Thüringen, wo dessen Geschlecht, reich
begütert und hochgeachtet, schon seit langen Zeiten gewohnt unb von ba aus
sich weit verzweigt hatte. Als kriegslustiger Jüngling, den bas Verlangen
nach ritterlichem Ruhme in Kämpfen gegen bie Ungläubigen vom heimischen
Boben Hinwegtrieb, war et wohl schon mit betn Lanbgtasen Hermann von
Thüringen (1196) nach bem Motgenlanbe gezogen unb bald daraus in den
Deutschen Orden getreten. Keiner ahnte, welche glückliche Zeit für ben
Orben mit dem Tage begann, an welchem bieser jugendliche Held zum
*) Diese Charakteristik nach Friedrich Wilhelm Schirrmacher, Kaiser Friedrich II.