96. Die Mongolen.
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Tscherkessen, Araber, Aegypter, Griechen, Russen, Polen, Böhmen, Ungarn,
Deutsche u. s. w., sie alle haben gegen die dämonischen Weltbezwinger ge¬
stritten und mit ihnen verhandelt, sie alle waren andererseits in dem großen
Mongolenreiche vertreten, sei es als Völker oder massenweise, sei es in ein¬
zelnen Individuen. Dadurch knüpften sich Beziehungen an, die vom Stillen
bis zum Atlantischen Ocean und von den indischen Meeren bis zur Ostsee
reichten. Am Hoflager der Großkhane begegnen wir Botschaftern der Päpste
und Khalifen, der byzantinischen Kaiser und der französischen Könige, der
Sultane von Rum und des Alten vom Berge, russischen Großfürsten, geor¬
gischen Prinzen, armenischen Königen, Handelsleuten, Missionaren, Priestern,
Künstlern, Speculanten aller Zungen von Paris bis Peking. *) Noch nie
hatten sich die Racen und Völkerindividualitäten des ganzen Ostens und
Westens, alle Sprachen, alle Religionen, Sitten, Kunstfertigkeiten in so hohem
Maße und so buntem Wechsel berührt, wenn auch nicht durchdrungen, wie
am Hofe und im Reiche der Tfchingisiden. Die Mongolen sind trotz ihrer
entsetzlichen Rohheit die Vermittler des Menschengeschlechts uud damit zugleich
der Civilisation geworden; sie waren namentlich die Veranlassung, daß die
noch uncultivirten Romanen und Germanen die überlegene ostasiatische, chine¬
sische Bildung kennen lernten und deren wichtigste Hülfsmittel sich aneigneten,
vor allen die Buffole, das Pulver und die Presse. Das östliche Europa
hat tiefe Spuren von der Herrschaft der Mongolen daselbst behalten, gleichwie
das westliche von der der Araber.
Im nördlichen China hatte sich gegen das Ende des 12. Jahrhunderts
Temudschin, der Nachkomme einer Reihe von Häuptlingen, durch Tapfer¬
keit und Glück in vielen Kriegen einen solchen Namen erworben, daß er
(1206) in einer feierlichen Versammlung des Volkes an den Quellen des
Flusses Amur im Innersten Hochasiens von einem begeisterten Seher zum
Tschingis-Khan (dem „Khan der Khane", „König der Könige") ausgerufen
wurde. In wenigen Jahren waren ihm China, Persien, ein großer Theil
von Sibirien, das innere Asien bis an den Indus und an die Wolga unter¬
worfen. Bald rückte auch ein zahlloser Mongolenschwarm unter einem Sohne
Tschingis-Khan's und andern Feldherren theils über den Kaukasus, theils
durch die Steppenländer im Norden des Caspischen Meeres gegen Rußland
heran. Die Theilfürsten des südwestlichen Rußlands erlitten eine schwere
Niederlage 1224 an der Kalka unweit des Asow'schen Meeres. Dieser erste
Einfall der Mongolen in Europa war ein zufällig herbeigeführter Raubzug,
bei dem kein Gedanke an eine bleibende Eroberung vorwaltete. Plötzlich
rief Tschingis-Khan die Sieger ins innere Asien zurück, um gegen China zu
ziehen, als er unter den Vorbereitungen (1227) starb; ein Mann, der nicht
*) Mongolische Gesandte dagegen sind nach Rom, Barcelona, Science, Lyon, Paris,
London und Northampton gekommm.