12. Manch.
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Arkadien ein, ließ ihn aber entkommen, da er der Vollendnng seines
Sieges nicht gewiß war, anch sich gegen den Orient noch öfter des
Alarich zu bedienen gedachte, bis Ost-Rom schließlich zu dem Grade der
Machtlosigkeit gebracht sei, daß es sich dem Occident, d. H. dem Stilicho,
ganz in die Arme werfen müsse. Rufinus erlag auch alsbald einer Mili¬
tärverschwörung, die unter Stilicho's Einfluß entstanden war. Der Gothen¬
könig aber zog frei aus dem Peloponnes nach Epirus, wo er bald (397)
von Byzanz, das ihn nun um jeden Preis befriedigen und entfernen mußte,
seine Ernennung zum Oberbefehlshaber (dux) im oströmischen Jllyricum
erhielt, wie er denn schon früher eine höhere Stellung gewünscht hatte.
Hier, an der Grenzscheide beider römischer Reiche, bedrohte er abwechselnd
beide Kaiser, bereit, in jedem gelegenen Augenblicke sich gegen Osten oder
Westen zu wenden. Endlich bewogen ihn, wohl mehr als des byzantinischen
Hofes Hetzereien, der größere Reichthum der noch seltener geplünderten Pro¬
vinzen des Abendlandes und die Abwesenheit ihres einzigen Beschützers
Stilicho in gallischen und rhätischen Feldzügen, sich gegen das Westreich zu
wenden und in Italien einzubrechen (400). Er verheerte nach einem Siege
bei Aqnileja Venetien, drang fast ohne Widerstand westlich gegen Ligurien,
südlich gegen Tuscien vor und verbreitete durch seine Reiterschaaren Schrecken
bis tief in das Herz Italiens. Erst 402 eilte Stilicho nach den beendeten
Kämpfen in Rhätien und nach neuen Rüstungen zur Rettung herbei und
griff am Ostertage die Gothen, die an diesem Tage keines Kampfes gewärtig
waren, bei Pollentia an. Beide Theile schreiben sich den Sieg zu. Jeden¬
falls aber blieb der Tag ohne Entscheidung, denn Stilicho konnte die Gothen
nicht abhalten, den Po, über den sie zurückgewichen, wieder zu überschreiten.
Doch nöthigten unbekannte Gründe, vielleicht Abfall einzelner seiner Führer,
den König, abermals über diesen Fluß nach Nordosten zurückzukehren.
Das verödete Oberitalien erfreute sich kaum der Ruhe, als es durch
einen noch furchtbarern Feind (als Alarich) heimgesucht wurde. Der Gothe
Radagais, an der Spitze von germanischen Völkern, worunter Gothen
den Haupttheil ausmachten, drang Über die Ostalpen unaufhaltsam nach
Italien vor (404?), um durch Etrurien gerade auf Rom zu gehen. Bei
Fäfulä, nördlich von Florenz, wurden sie plötzlich von Stilicho mit Hülfe
hunnischer und gothischer Hülsstruppen in den Bergen eingeschlossen, deren
Pässe von den Römern auf das stärkste besetzt waren, und Stilicho's Be¬
sonnenheit, der jedem Treffen auswich, worin die größere Menge oder die
Verzweiflung den Sieg erringen konnte, brachte die Eingeschlossenen bald in
die schrecklichste Lage. In den Angriffen verloren sie beständig Leute, noch
mehr kamen durch Hunger um, so daß der Rest sich ergeben mußte, wovon
ein Theil in Stilicho's Dienste trat, die Anderen aber nach Norden zurück¬
kehrten und in Gallien Verheerungen anrichteten. Radagais selbst ward ge¬
fangen und getödtet. Stilicho suchte dem oströmischen Reiche den Rest von