78. Katharina II. tu Rußland.
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„Je mar che.“ Schou am 20. hatte er sich mit ben Oesterreichern vereinigt.
Man zögerte nicht, zum Angriff vorzuschreiten, unb am 22. September erfolgte
am Rymnik in ber Walachei bie berühmte Schlacht, aus welcher Suworow
ben Beinamen Rymnikskii bavoutrug. Vom Kaiser wurde er zum Reichs¬
grasen unb ber Prinz von Coburg zum Feldmarschall ernannt.
In Folge dieser Niederlage ließen die Türken den Muth so sinken, daß
es jetzt den Verbündeten in kurzer Zeit gelang, sich mehrerer wichtiger
Festungen zu bemächtigen. Der bisher unthätige Potemkin beschränkte sich
an der Spitze der russischen Hauptarmee daraus, zwei feste Plätze, die keinen
Widerstand leisteten, Akjerman und Bender, spät im Herbste in Besitz zu
nehmen. Der trotz seines Alters noch immer energische Feldmarschall Laudon
konnte, nachdem ber General Clersait bie Türken bei Mehabia geschlagen
hatte, bie Belagerung Belgrads beginnen; er nahm die Vorstädte mit Sturm,
die Festung capitulirte. Am Enbe bes Jahres 1789 hatten bie Verbünbeten
bie ganze Molbau, ben größten Theil ber Walachei unb einen großen Theil
von Serbien und Bosnien inne, waren aber noch weit von Adrianopel ent¬
fernt, wo, den Träumen zufolge, in denen man sich in Petersburg gewiegt
hatte, die beiden kaiserlichen Heere sich vereinigen sollten. Oesterreich mußte
fast um jeden Preis Frieden wünschen, da Kaiser Joseph's II. übereilte
Neuerungen (siehe Nr. 81) in allen Kronländern die gefährlichste Gährung,
in den Niederlanden einen offenen Aufstand hervorgerufen hatten. Joseph's
Bruder und Nachfolger, Leopold II., beendete, da Preußen sich mit der Pforte
verbündet hatte, um Oesterreich nicht mächtiger werden zu taffen, den Türken¬
krieg durch den Frieden von Sistowa (bereits den 21. Frieden zwischen
Oesterreich und der Pforte!) am 4. August 1791, indem er alle Donau-
Eroberungen bis auf die kleine Feste Alt-Orsowa herausgab. Auch Rußland
suchte Frieden zu irgend leidlichen Bedingungen zu schließen wegen neuer
Verwickelungen in Polen. Ein Friede mit Schweden zu Werelä (14. August
1790) stellte bie Grenzen beider Reiche so wieber her, wie sie vor betn Kriege
gewesen. Als mit ber Pforte Friebens-Unterhanblungen zu Jassy ange¬
knüpft waren, eilte Potemkin, barnit ihm das souveraine Dacien nicht ent¬
gehe, dahin und wollte den Abschluß verhindern, aber seine Zeit war vorüber,
er starb an einem Lager-Fieber (1791) und ber Friebe wurde endgültig
geschlossen, in welchem die Pforte dem russischen Reiche die öde Steppe
zwischen betn Bug unb Dniestr mit ben Trümmern von Otfchakow überließ
und anerkannte, was in ber Krim geschehen war. Ein geringfügiger unb
theuer erkaufter Gewinn! Denn man berechnete, baß Rußlanb in biefem
Kriege wieber mehr als 400,000 Menschen verloren hatte, und die Finanzen
waren so zerrüttet, daß die während des Krieges contrahirten Schulden nur
schwer verzinset werden konnten und das unfundirte Papiergeld mit Zwangs«
cours, nach dem eigenen Geständnisse der Regierung, am Schluffe des Krieges
100 Millionen Rubel (das Vierfache einer jährlichen Einnahme), wahrschein¬
lich aber noch weit mehr betrug. q9*