VI. Die Perser.
thümer schon früher die Habgier asiatischer Herrscher gereizt hatten, und wel¬
ches jetzt die einzige Großmacht war, die neben der persischen noch bestand.
Einen Vorwand zum Kriege fand man darin, daß Aegypten mit Crösus
verbündet gewesen, ein anderer Grund wäre nach Herodot gewesen, daß Cam¬
byses den König Amasis um seine Tochter gebeten, dieser ihm aber statt
deren die Tochter seines Vorgängers Apries, die Nethritis, gesandt hätte,
über welche Täuschung der Perserkönig in großen Zorn gerathen wäre.
Indem der König zum Kriege entschlossen war, kam ihm der Rath des
Phanes zu Statten, welcher bei dem Aegyptierkönig Ossicier über einen Theil
der griechischen Söldner gewesen war, sich' aber von Amasis beleidigt ge¬
glaubt hatte und deßhalb an den persischen Hos gegangen war. Dieser
berichtete über die ägyptischen Verhältnisse und gab dem Cambyses die Mittel
und Wege an, seinen Plan gegen das Pharaonenreich ohne Gefahr auszu¬
führen, wobei er namentlich ein Bündniß mit den Arabern empfahl, welche
Herren der nach dem Nilthal führenden Durchgänge waren.
Als der Araberkönig einen Vertrag mit dem Gesandten des Cambyses
geschlossen, ließ er Wasser in Lederschläuche füllen und damit Kameele be¬
laden, die er in die dürren Gegenden führte, wo er das Heer des Cambyses
erwarten wollte. Diese Armee bestand vorzüglich in Schaaren aus dem
eigentlichen Persien und Griechen aus den Städten Joniens und Aeoliens,
die den hellenischen Söldnern dss ägyptischen Heeres gegenüber gestellt
werden sollten. Eine große Flotte, die in den Häfen Phöniciens ausgerüstet
und mit Matrosen dieses Landes bemannt wurde, zu der aber auch der
Tyrann von Samos, Polykrates, der von seinem Bündniß mit Amasis ab¬
gefallen, ein starkes Geschwader stoßen ließ, folgte an der Küste dem Marsche
des Landheeres und nahm ihren Curs nach den Gestaden des Delta. Die
Vorbereitungen zu diesem Feldzuge hatten mehrere Jahre in Anspruch genom¬
men. Amasis war inzwischen gestorben, und sein Sohn Psammenit ihm
auf dem Throne gefolgt. Er marschirte dem Feinde bis an den pelusischen
Nilarm entgegen. Die Griechen und Karer, die in seinem Solde waren,
wollten den Verrath des Phanes an seinen Kindern rächen, die er bei seinem
Weggange nach Persien zurückgelassen hatte. Sie führten dieselben ins Lager
und nachdem sie zwischen die beiden Heere einen Kessel gestellt, schlachteten
sie die Knaben im Angesichte ihres Vaters, ließen ihr Blut in den Kessel lau¬
fen, mischten es darin mit Wein und Wasser und tranken davon, indem sie
sich durch schreckliche Eidschwüre verpflichteten, nicht von der Stelle zu weichen.
Bald darauf begann der Kampf. Die Aegyptier wurden von der Ueberzahl
der Perser erdrückt, und die Trümmer des Heeres Psammenit's flohen in Ver¬
wirrung nach Memphis hin. Der Sieger schickte an die nach Memphis ent¬
wichenen Aegyptier einen Herold, der ein Perser war, um sie aufzufordern,
mit ihm zu unterhandeln. Derselbe fuhr auf einem Schiff den Strom hinauf.
Kaum sahen ihn die Aegyptier in Memphis einziehen, als sie aus der Burg