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die Grenzen erweitert. Der erweiterte Umfang des Reiches aber
machte es auch nötig, daß der König sich nach Gehülfen umsah und
Männern, die wegen ihrer Einsicht, Rechtschaffenheit und Tugend
das Zutrauen ihrer Mitbürger besaßen, die Regierung dort an-
vertraute, wo er selbst nicht zugegen sein konnte. Sie waren seine
Räte, sie seine Statthalter. In ihnen ehrte das Volk seinen Kö-
nig selbst. So bildeten sich allmählich geordnete Staaten, die durch
äußeren Umfang und innere Festigkeit zu einer herrlichen Blüte
sich entfalteten.
Zweiter Abschnitt.
Geschichte der Israeliten.
Die Patriarchensamilie, Abraham, Isaak und Jakob. — Die Kinder Israels
kommen durch Joseph nach Ägypten. — Moses führt die Israeliten aus
Ägypten, sein Nachfolger Josuö nach Palästina, wo sie erst von Richtern,
dann von Königen regiert werden, bis durch Spaltungen im Innern und
Kriege von außen die Freiheit und Selbständigkeit des Volkes untergehen.
1. Die Ieit der Patriarchen. — Die Menschen würden
immer glücklicher geworden sein, hätten sie nur nicht Gott und ihre
höhere Bestimmung wieder vergessen. Aber der reine Glaube au
den einen wahren Gott verlor sich immer mehr. Bald war der
Einfluß, welchen Sonne, Mond und Sterne auf unsere Erde haben,
Veranlassung, daß man sie als Götter verehrte, bald wurden selbst
Tiere abgöttisch verehrt, besonders sehr nützliche, aber auch sehr
schädliche Tiere, jene aus Dankbarkeit, diese aus Furcht. Ja,
einige beteten sogar Götter an, die sie sich selbst aus Holz gezim-
mert, aus Erde geknetet hatten. Da erwählte Gott aus Erbarmen
gegen das Menschengeschlecht einen frommen Mann mit Namen
Abraham und machte ihn zum Stammvater eines Volkes, in
welchem der reine Glaube nicht nur erhalten, sondern auch weiter
verbreitet werden sollte. Um das Jahr 2000 v. Chr. verließ
dieser auf Befehl Gottes seine Vaterstadt Ur in Chaldäa und zog
m das Land Kanaan. — Deshalb wurden hier seine Nachkommen
Hebr ä er, d. i. Fremdlinge, genannt. Den Namen Israeliten
führten sie von Jakob, der auch Israel, d. i. der Starke, genannt