§ 30. Friedrich II., der Große. 
63 
Die Soldaten beseelte neuer Mut. Friedrich durchbrach die feindlichen 
Reihen, und nach schweren Verlusten war endlich der Sieg errungen. 45rag, 
von den geschlagenen Österreichern besetzt, wurde belagert. Da ruckte der 
schlaue Daun mit einem Entsatzheere heran. Friedrich 30g ihm entgegen, 
und bei Kollin (östlich von Prag) kam es am 18. Juni zur Schlacht An¬ 
fangs waren die Preußen siegreich. Friedrich meinte, die schon wankenden 
Reihen der Feinde würden wenig Widerstand mehr leisten. Er ließ seinen 
linken Flügel ohne genügende Unterstützung. Seinen Truppen gingen 
Pulver und Blei aus, sie wurden vollständig geschlagen. Aber der König 
verzagte nicht und suchte den gesunkenen Mut seiner Soldaten zu heben, 
indem er zu ihnen sprach: „Kinder, ihr habt heute einen schweren Tag ge¬ 
habt; aber ich will alles wieder gut machen!" Er zog sich mit seinem ge¬ 
schwächten £Seere nach Sachsen zurück. Hier erhielt er noch andere trauuge 
Nachrichten: Die Russen waren siegreich in Ostpreußen vorgedrungen, und 
Die Franzosen hausten schrecklich in Thüringen und kamen bis m tue Nahe 
von Magdeburg. Gegen sie wandte er sich zunächst. Sie standen mit der 
buntscheckigen Reichsarmee vereinigt unweit Merseburg. Am 5. November 
trafen sich hier die Heere bei Roßbach, und die dreimal so starke Armee 
der Feinde wollte das ganze preußische Heer umgehen und gefangen nehmen. 
Friedrich ließ feine Soldaten ruhig das Mittagbrot einnehmen, obgleich er 
sah, daß die Feinde ihn einzuschließen begannen. Plötzlich aber fielen die 
Zelte, und die Preußen, von denen die Franzosen meinten, sie hätten sich 
in dumpfer Verzweiflung in ihr Geschick ergeben, standen in Schlachtordnung 
da. Der Reitergeneral Seydlitz, bisher durch einen Höhenzug verdeckt, 
sprengte mit seinen Schwadronen in die Reihen der Franzosen. Friedrich 
selbst'führte die Infanterie zum Sturme an, und die Franzosen hatten gar 
feine Zeit, Schlachtaufstellung zu nehmen. Die übermütigen Franzosen er¬ 
griffen die Flucht und sammelten sich erst hinter dem Rheine wieder. Ganz 
Deutschland aber freute sich, daß die verhaßten Franzosen so ruhmlos 
unterlegen waren. Man jubelte: „Und wenn der große Friedrich kommt 
und klopft nur auf die Hosen, so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren 
und Franzosen." 
4. Verfolgen konnte Friedrich die Franzosen nicht, denn die Österreicher 
hatten inzwischen fast ganz Schlesien besetzt. In Eilmärschen zog er dort¬ 
hin und stand nach vier Wochen bei Leuthen, nahe bei Breslau, dem 
dreimal so starken Feinde gegenüber. Am Abend vor der Schlacht sprach 
er zu seinen Offizieren: „Ist einer unter Ihnen, der sich fürchtet, der nehme 
seinen Abschied. Ich will ihm keine Vorwürfe machen." Keiner meldete 
sich. Da entließ er sie mit den Worten: „Leben Sie wohl! Morgen haben 
wir den Feind geschlagen oder sehen uns nie wieder!" — Durch eine 
meisterhafte Schlachtordnung täuschte Friedrich die Feinde. Sie hielten 
nämlich ihren rechten Flügel für bedroht und verstärkten denselben eifrigst; 
aber Friedrichs Hauptangriff galt ihrem linken^FIügel Der Löwenmut 
der Preußen errang nach schwerem Kampfe den L>ieg am 5. Dezember. Am 
Abend stimmte ein alter Grenadier an: „Nun danket alle Gott!" und jubelnd
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.