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§ 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 u. 71.
4. Ihr folgte der Friede zu Prag. Österreich schied aus Deutsch¬
land aus, verzichtete auf seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein und zahlte
60MillionenMarkKriegskosten. Preußen nahmSchleswig-Holstein,Hannover,
Kurhessen, Nassau uud Franksnrt a. M. in Besitz und gründete mit allen
Staaten nördlich vom Main den Norddeutschen Bund. — Mit den
süddeutschen Fürsten schloß König Wilhelm ein Schutz- uud Trutzbündnis
und wurde für den Kriegsfall zum Oberbefehlshaber auch der süddeutschen
Truppen bestimmt. — Gegen Italien hatte Österreich zwar gesiegt, doch
mußte es an jenes Venetien abgeben.
§ 39. Der Deutsch-französische Krieg 1870 und 71.
1. Ursache. Napoleon III. hatte nach seinen glücklichen Kriegen
(s. § 35. 6) die erste Rolle in Europa gespielt. Das französische Volk
nannte sich die große Nation und hielt sich für das ruhmreichste der Erde.
Nun war 1866 Preußen zu ungeahnter Macht gelangt, und sein Kriegs¬
ruhm drohte den französischen zu verdunkeln. Die französische Eitelkeit
forderte eine Genugtuung, und so verlangte Napoleon vom König von
Preußen die Abtretung deutscher Gebiete auf dem linken Rheinufer. Selbst¬
verständlich wies der echt deutsch gesinnte König Wilhelm dieses Ansinnen
zurück. Nun kannte der beleidigte Ehrgeiz der Franzosen keine Grenze mehr.
„Rache für Sadowa!" das wurde zum Schlagworte für ganz Frank¬
reich. Da ein stichhaltiger Grund zn einem Kriege nicht vorlag, so wurde
ein ganz nichtiger Anlaß zum Vorwand benutzt. Die Spanier hatten näm¬
lich ihre Königin vertrieben. Sie suchten nach einem neuen Könige, und
dabei fiel ihre Wahl, neben anderen, auf den Prinzen Leopold von
Hohenzollern. Das war ein entfernter Verwandter König Wilhelms,
aber auch des Kaisers Napoleon. Einen Hohenzollern aber wollten die
Franzosen in keinem Falle auf dem spanischen Throne dulden. Darum
sandte Napoleon seinen Botschafter Benedetti zum König Wilhelm, der
gerade zur Stärkung seiner Gesundheit im Bade Ems in Nassau weilte,
und forderte, der König solle dem Prinzen Leopold die Annahme der spa¬
nischen Krone verbieten. Diese Forderung wies der König zurück, da der
Prinz in seinen Entschlüssen frei und selbständig sei. Obgleich nun der
Prinz auf die Krone verzichtete, so verlangte Napoleon doch, um König
Wilhelm zu demütigen, derselbe solle in aller Form erklären, daß er nie¬
mals gestatten werde, daß ein Hohenzoller auf den spanischen Thron be¬
rufen würde. Trotz mehrfacher Abweisung versuchte es Benedetti immer
wieder, die Erklärung, die Napoleon forderte, vom Könige zu erlangen. Da
ließ ihm der König Wilhelm sagen, daß er in dieser Angelegenheit nicht mehr
mit ihm verhandeln wolle. Das ganze deutsche Volk aber war empört über
die Beleidigung, die unserm ehrwürdigen König angetan war. — Die Fran¬
zosen dagegen fühlten sich aufs tiefste verletzt, und „Krieg, Krieg!" und
„Nach Berlin, nach Berlin!" ertönte es durch ganz Frankreich. König
Wilhelm reifte sofort nach Berlin, denn die Lage war ernst. Wohin er