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Geschichte des Alterthums. — Die Römer.
^orge für bas Hauswesen unb bas Felb war ben Frauen, Greisen
unb Knechten überlassen. Bei ben Gastmählern ging fleißig ber Becher
herum, gefüllt mit Bier unb Meth, währenb bie Thaten ber Helben von
Gängern gepriesen würben. Der größte Fehler ber Deutschen war bie
Jteigung zum Trunk unb opiel. Manche verspielten sogar ihre Freiheit.
. Gemeindeleben. _ Das Volk zerfiel in Freie unb Unfreie. Zu ben
Freren, welche zugleich bie Wehrfähigen waren, gehörten vor allem bie
Grundbesitzer; bie vornehmsten Geschlechter bilbeten ben Abel. Zu ben
Unfreien gehörten bie Hörigen ober bie freiwillig Dienenben unb bie leib;
eigenen Knechte. Mehrere Freie mit ihrem Eigenthum bilbeten eine Mark
ober Gernembe, mehrere Marken einen Gau, mehrere Gaue eine Völker¬
schaft. Ueber allgemeine Angelegenheiten, Gesetze, Krieg unb Frieben,
würbe in ber Volksversammlung entschieben, woran nur bie Freien Antheil
hatten. Hier würben auch bie Oberhäupter, bie Heerführer ober Herzöge,
ine ©anrichtetober Grasen, gewählt. Der Deutsche erkannte keine anbeten
.nichter über sich, als bie ihm gleichen Männer seines Gaues. Konnte bei
Klagen etne Lache burch bie gewöhnlichen Beweismittel nicht ertebigt
werben, so überließ man bie Entscheibung einem Gottesurtheil, inbem man
glaubte, bie Götter selbst würben Schulb ober Unschulb an ben Tag
bringen; bahrn gehörten bie Feuerprobe, bie Wasserptobe unb ber Zwei¬
kampf. Bei einem Volkskriege mußten alle wehrhaften Männer ins Felb
ziehen; bas war ber Heerbann.
Lolksstämme. Die Deutschen waren in viele Völkerschaften getheilt.
An ber Norbfeeküste wohnten bie Friesen, westlich von ber untern Elbe
tue Lonaobarben, nördlich vom Harz bie Cherusker, zwischen Main, Rhein,
Donau bie Markomannen (später in Böhmen), in Jütlanb bie Cimbetn,
zwischen Pregel unb Weichsel bie Gothen. Nach Stahlberg.
72. Religion der Kennanen.
Vorstellungen von den Gottheiten. Opferstätten. Von ihren Göttern hatten
sie schon ziemlich geläuterte Vorstellungen, und sie hielten sich ferne von jenem
dumpfen Riederfallen vor Götzen und Klötzen. Die Gottheit dünkte ihnen zu er-
? sie gedacht hätten, dieselbe in unvollkommenen Bildern darzustellen,
oder in Wänden einschließen zu können. Tempel hatten sie daher keine. In ihren
Urwäldern, unter der majestätischen Eiche, pflegten sie ihre Opfer und Gelübde dar¬
zubringen. Auch muß in einer Zeit, wo die Baukunst noch auf ihre rohen Anfänge
beschränkt war, das Gemüth durch den Anblick hoher Bäume, unter freiem Himmel
Zu größerer Andacht erhoben worden fein, als es innerhalb kleiner, von Menschen¬
band hergestellter Räume der Fall war. Und hat die deutsche Baukunst der späteren
Jahrhunderte (die gothische) in ihren kühnsten Schöpfungen nicht eben gesucht, die
aufstrebenden Bäume des Waldes nachzuahmen?
Opfer. Unter ben Opfern waren Pferdeopfer die vornehmsten und feierlichsten.
Aber auch Menschenopfer kamen zuweilen vor. In der Regel waren die Schlacht¬
opfer gefangene Feinde ober schwere Verbrecher. Priester enthüllten die Rathfchlüffe
ber Gottheit, häufiger noch weiffagenbe Frauen.
Wodan. Als bie oberste Gottheit verehrte man Wnotan, ber auch Woban
sü^rr^kin genannt wirb. Er war ben Germanen bie allmächtige, allwissende,
schaffende Kraft, von welcher jedes Gebeihen ausging, vorzüglich aber ber Sieg,
das Wünschenswerteste für kriegerische Völker. Aus seiner himmlischen Burg schaut
Odin durch ein Fenster zur Erde nieder. Auf seinem Throne sitzend hört und sieht
er alles, was unter den Menschen vorgeht. Er trägt einen wunderbaren Speer,
den^er den Helden zum Siege leiht. Alle Feinde, über die der abgeschossene Speer
hinfliegt, werden dem Tode geweiht. Die im Kampf gefallenen Helden nimmt Odin
in seine Wohnung auf; daher hieß „zu Odin fahren, bei Odin zu Gast fein", so
viel als sterben.