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Bulgariens Stern.
(Hans Mühlestein, Bulgariens Stern. Aus: „Das Größere Deutschland".
Heft 41. 3. 1337—1344. Weimar, Verlag Gustav Kiepenheuer. 1915.)
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r «Ein harter Menschenschlag, nicht leicht zu behandeln,
o aber man muß vor ihm hohe Achtung haben. Der
Patriotismus dieses Volkes ist erstaunlich, eine Hin¬
gebung an die Zcholle, an das Vaterland ohne Gren¬
zen ! Bulgarien ist von einer Kraft, einer Stärke, von
der man draußen nicht die rechte Einsicht hat. Bei
10 ruhiger Entwicklung wird sein Aufschwung, unterstützt
von unerschöpflichen natürlichen Hilfskräften, die Welt
in Erstaunen setzen." Ferdinand I. (1912).
ls am 5. Oktober 1908, dem Tage, da Österreich-Ungarn
im Verfolg der türkischen Revolution Bosnien und das
15 Herzogsland annektierte, der Fürst Ferdinand von Bul¬
garien aus dem Hause Koburg-Kohary sich in der uralten
bulgarischen KrönungsstadL Tirnowo im Balkankriege die
bulgarische Zarenkrone holte, da mag es - außerhalb Bul¬
gariens - nicht viele in ganz Europa gegeben haben, die
20 diesem Ereignis den ihm zukommenden weltgeschichtlichen
Rang zuerkannten. Ja, vielleicht war der König selbst der
einzige, der genau wußte, was damit ins Werk gesetzt ward.
Er hatte die Geschichte des ihm anvertrauten Volkes mit
der Scharfäugigkeit durchforscht, die nur der Wille zur
25 Verantwortung vor der Weltgeschichte einem selbst Geschichte
machenden, regierenden Fürsten verleiht. Mit jenem Er¬
eignis nämlich ist der gute Stern Bulgariens nach fünf¬
hundertjähriger Finsternis über dem bulgarischen Volke
wieder aufgegangen, der es ein Jahrtausend zuvor von
80 Sieg zu Sieg und auf jenen wahren Gipfel der Balkan¬
geschichte geführt hat, der seit Alexander dem Großen der