Full text: Bilder aus der Weltgeschichte und Sage

Heinrich IV., König von Frankreich. 
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Anrede that Wunder; seine Leute erfochten einen herrlichen Sieg, und als sie dem 
fliehenden Feinde nachjagten, rief er ihnen nach: „Schonet der Franzosen, und 
macht nur die Fremden nieder!" Ungeachtet seiner Siege machten ihm seine Feinde 
so viel zu thun, daß er einsah, Frankreich würde nicht eher beruhigt werden, bis 
er wieder zur katholischen Kirche überträte. Denn er und Sonde hatten nach der 
Bartholomäusnacht zwar den katholischen Glauben annehmen müssen, waren aber 
bald wieder zur Partei der Hugenotten überaegangen. Heinrich nahm wieder öffent¬ 
lich den katholischen Glauben an. Viele seiner Freunde schlugen sich nun zu ihm, 
und endlich hatte er auch die Freude, daß ihm Paris übergeben wurde (1594). 
Als er hier seinen Einzug hielt, sah er sich anfangs ängstlich um; denn er wußte 
wohl, daß er noch von den meisten Katholiken gehaßt wurde und daß keiner seinen 
llebertritt für aufrichtig ansah. Als das Volk ihm aber überall entgegenrief: „Es 
lebe der König!" sagte er: „Ich sehe wohl, daß das arme Volk lange in der Ty¬ 
rannei gehalten worden ist". — Sein Zug ging zunächst nach der Notredamekirche. 
Hier war das Gedränge so arg , daß er fast hineingetragen wurde. Seine Sol¬ 
daten wollten ihm Platz verschaffen; er verbot es aber. „Ich will lieber", sagte 
er, „mehr Mühe haben, hineinzukommen, wenn sie mich nur recht bequem sehen 
können; denn sie scheinen recht hungrig darnach zu sein, einen König zu sehen". — 
Seine ärgsten Feindinnen, ein paar Damen aus dem Hause Guise, die Herzogin 
von Monpensier und Nemours, die alles von seiner Rache fürchteten, besuchte er 
noch denselben Tag, und als man ihm rieth, doch nun feine Feinde zu züchtigen, 
antwortete er: „Ich will alles vergessen, ich will alles verzeihen". 
Das Grbict von Nantes. 1598. Um seine frühern Glaubensgenossen, die Huge¬ 
notten, zn beruhigen, gab er das Edict zu Nantes, wodurch ihnen völlige Religions¬ 
freiheit und das Recht, alle Ehrenstellen zu bekleiden, zugesichert wurde. Jetzt waren 
alle Parteien versöhnt, und Heinrich suchte nun die Wohlfahrt des Landes im 
Innern des Reiches zu heben. Des unterdrückten Landmannes nahm er sich ganz 
besonders an und erließ ihm große euntmen von rückständigen Steuern. „Ich 
werde nicht eher zufrieden fein, bis ich es dahin gebracht habe, daß jeder Bauer 
des Sonntags ein Huhn im Topfe hat", so sagte und handelte er. — Das waren 
feine vergnügtesten Stunden, wenn er mit seinem kleinen Sohne spielen konnte 
Emst ritt der kleine Knabe auf des Vaters Rücken in der Stube umher-, als grabe 
der spanische Gesanbte eintrat. „Herr!" fragte Heinrich, „haben sie auch Kinder?" — 
,,^a, Sire", erwiderte dieser. — „Gut", sprach Heinrich, „dann werden sie es mir 
nicht übel nehmen, wettn ich meinen Ritt fortsetze". 
Sully. König Heinrich IV. hatte das Glück, in betn Marquis von Rosny, 
nachhertgen Herzog von Sully, nicht nur einen ausgezeichneten Staatsmann, 
fottbern auch einen aufrichtigen eblett Freuttb zu fittbett. Sully war betn Könige 
alles unb ohne feinen Rath beschloß biefer nichts. Heinrich konnte zuweilen 
mtpfmblich werden, wenn Snlly ihn tadelte; aber immer war das Ende dieser 
Verstimmung, daß seine Freundschaft und sein Zutrauen wuchsen. — Der Neid 
der Hofleute versuchte mehrmals, solche Zwischenzeiten des Unwillens zu benutzen, 
n?1 r ? mächtigen Freund des Königs zu stürzen, was ihnen jedoch niemals gelang. 
Einst hatte sich Sully über Vorwürfe, die man ihm gemacht, beim Könige ver¬ 
theidigt; biefer kam ihm gleich mit ber zuvorkommettbsten Freunblichkeit entgegen 
unb Sully, bavon gerührt, wollte sich betn Könige zu Füßen werfen. Heinrich aber, 
bet.in einiger Entfernung bie Hofleute stehen sah, hielt ihn zurück unb sagte: „Nicht 
boch,^ stehet aut! bie Menschen bort könnten sich einbilben, ich hätte euch wirklich 
etwas zu verzeihen". — Einige Zeit barauf machte ihm Sully wegen einer unge- 
rechten Handlung so nachdrückliche Vorsteüungen, daß der König in heutigen Zorn 
gerteth unb plötzlich aufstanb unb wegging: „Das ist boch ein unausstehlicher 
JJtenich! er thut nie etwas anberes, als baß er mir wiberfpricht, unb mißbilligt 
alles, was ich will. Aber bei Gott! ich will mir Gehorsam verschaffen; ich will 
ihn in 14 Tagen nickt sehen!" Des attbern Morgens um sieben Uhr horte Sully 
' -oV ,, brerl Uhr für fernen König gearbeitet hatte, an feine Thür klopfen. 
„Zicx ist ba? ruft er. „Der König!" heißt bie Antwort, unb Heinrich tritt herein, 
umarmt seinen y-reunb unb sagt: „Wenn ihr mir nicht mehr wiberstrecken werbet, 
werbe ich glauben, baß ihr mich nicht mehr liebt". 
^önigsmord. Heinrich hatte ben Platt, bie ganze Christenheit in ein 
grotzev christliches Reich zu bereinigen, alle Staaten einanber an Macht gleich
	        
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