244
Geschichte der neuen Zeit. — Preußens Könige.
unserm gnädigsten Kurfürsten mit Gut und Blut". Der Kurfürst war
abwesend; er stand jenseit des Rheins gegen die Franzosen, welche
Deutschland bedrohten. Schnell kam er herbei. Er erreichte die Schweden
bei Fehrbellin. Seine Generale riethen von einer Schlacht ab, da sein
Fußvolk noch zurück war. Der Kurfürst sagte aber: „Weil wir dem Feinde
so nahe sind, so muß er Haare oder Federn lassen". Unter dem Feld¬
geschrei: „Mit Gott!" griff er die Schweden an. Als er bemerkte, daß
einige Schwadronen seiner Reiter ihren Führer verloren hatten, stellte er
sich an ihre Spitze und rief: „Getrost, Soldaten. Ich, euer Fürst und
Hauptmann, will siegen oder zugleich mit euch ritterlich sterben". Er hielt
mitten im Kugelregen; da bemerkte nach einer Sage der Stallmeister
Fr oben, daß der Kurfürst durch sein weißes Roß den Feinden kenntlich
sei, und daß diese ihre Geschütze auf ihn richteten. Er suchte ihn daher zu
bewegen, das Pferd gegen das seinige zu vertauschen. Kaum hatte Froben
das Pferd des Kurfürsten bestiegen, so sank er, von einer feindlichen Kugel
getroffen, zu Boden. Nach heißem Kampfe fah man die Schweden in voller
flucht, und bald war die Mark von ihnen gänzlich gesäubert; ja der Kur¬
fürst jagte sie sogar noch aus Pommern, welches sie damals besaßen. Ganz
Europa sah mit Bewunderung auf den Kurfürsten, der unter ungünstigen
Umständen ein sehr tapferes Heer besiegt hatte.
Die Gemahlin des großen Kurfürsten war Louise Henriette, eine
holländische Prinzessin. Sie war eine fromme Frau und soll die Dichterin
des schönen Liedes: „Jesus, meine Zuversicht", sein.
Tod des Kurfürsten. Vor seinem Ende ermahnte er den Kurprinzen
zur Liebe gegen seine Unterthanen und legte es ihm an's Herz, den Ruhm
des Vaterlandes zu mehren. Er starb mit dem Bekenntniß: „Ich weiß,
daß mein Erlöser lebt". Nach Flügge, Wetzel u.
Preußens Könige.
149. Iriedrich I. 1701 — 1713.
Vorbereitungen zur Krönung. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst^
hatte sein Land zu einem schönen und mächtigen Reiche erhoben, so daß
Brandenburg damals mehr Ehre und Ansehen in Europa genoss, als
manches Königreich. Sein Sohn Friedrich III., der ihm in der Regierung
folgte, und der besonders Pracht und äußern Glanz über alles liebte, ge¬
dachte daher sogleich, das Herzogthum Preußen zu einem Königreiche^ und
sich selbst zu einem Könige zu erheben. Als nun auch der deutsche Kaiser
seine Eimvillung dazu gegeben hatte, machte sich Friedrich mit seiner Familie
und seinem gestimmten Hofstaate im December 1700 auf den Weg nach
Königsberg, um sich dort krönen zu lassen. Es war ein ungeheurer Zug.
Man hatte ihn in vier Haufen getheilt, von denen der erste allein aus
vierhundert Wagen bestand. Fast dreißigtausend Pferde waren nöthig, um
alle Wagen fortzuschaffen.
Die Krönung. Am 18. Januar 1701 war die Krönung und Salbung,
nachdem am Tage vorher der schwarze Adlerorden gestiftet worden.
Schon ganz in der Frühe versammelten sich die vornehmsten Männer aus
dem Schlosse zu Königsberg. Alle waren aufs prächtigste in Sammet und
Seide gekleidet. Um neun Uhr erschien Friedrich. Er trug ein scharlachnes^