Die französische Revolution.
kein König mehr sein, das Land sei eine Republik, und zum Andenken an
den glorreichen Tag dieser Erklärung (1792) sollten in Frankreich die Jahre
von da ab gezählt werden. Das Volk freute sich darüber und hrelt stch
jetzt für frei und glücklich. Alle, die es noch mit der von Gott verordne¬
ten Obrigkeit, mit "dem Könige, hielten, wurden ergriffen, eingesteckt und
enthauptet. Die Scharfrichter konnten mit all' den Unglücklichen, die nun
hingerichtet wurden, nicht mehr fertig werden; deshalb wurde das Fallbeil,
die Guillotine, erfunden, um desto mehr Menschen abschlachten zu können.
Es war solch ein Mordgeist in die Herzen des verblendeten Volkes ge¬
fahren, daß ihnen das Hinrichten der Einzelnen nicht genug war. Die
Vertheilten wurden daher an mehreren Orten mit einander auf's Feld
geführt. Da schoß man mit Kartätschenkugeln unter sie, und endlich
wurden Todte und Halbtodte mit einander begraben. Eine Prinzessin
kehrte aus Liebe zur Königin aus Italien nach Paris zurück. Sie wurde
mit einem Knüttel todtgeschlagen, ihr abgeschnittener Kopf auf eine Lanze
gesteckt und, von einer großen Menge begleitet, nach dem Gefängnisse der
.Königin getragen. Ein abscheulicher Mensch ging dem Zuge voran; in der
Hand hatte er" das noch rauchende Herz der Ermordeten, und die Gedärme
derselben um seinen entblößten Arm gewunden. Und die arme Königin
mußte das alles mit ansehen.
Ludwigs Verurteilung und Tod. Endlich wurde auch der König
Ludwig XVI. vor den Rath gefordert, der das Land beherrschte. Man
hatte beschlossen, ihn zu verderben. „Ludwig", redete man ihn an, „sie
find ein Verbrecher. Verräterischer Weise haben sie das Vaterland ver¬
lassen wollen: sie find des Todes schuldig!" Der König vertheidigte sich
Tuhig, wie es einem Unschuldigen natürlich und möglich ist; aber das half
nichts; er wurde zum Tode ver urtheilt. Mit Ergebung in Gottes
Willen hörte er sein schreckliches Urtheil, und als er (1793) in Paris
guillotinirt wurde, schied er mit einem, ruhigen, vergebenden Herzen aus
einem Leben voll Mühe und Jammer.
Tod der Königin Marie Antoinette. Dreiviertel Jahre später wurde
auch die Königin, eine Tochter des österreichisch-deutschen Kaisers, erst
37 Jahre alt, zum Tode verurteilt, auf einem schlechten Karren nach dem
Richtplatze gefahren, und ihr dort das von Kummer graue Haupt abge¬
schlagen. Des Königs Schwester wurde bald darnach gleichfalls hinge¬
richtet, und der Sohn desselben, noch ein Kind, zu einem harten, dem Trunke
ergebenen Schuhmacher gethan, bei dem er in Unrath fast verging und
bald nachher starb.
Nobespierre. So traurig ging es allen Mitgliedern der Königsfamilie
und ihren Freunden, die im Lande geblieben waren, und schändliche Böfe-
wichter herrschten an ihrer Statt. Der schlimmste derselben hieß Robes¬
pierre. Die Zeit seiner Regierung wird als die Schreckensperiode be¬
zeichnet; denn durch den Schrecken hielt er sich das Volk unterwürfig, und
die Leute, die sich frei dünkten, gehorchten bange dem blutdürstigen Tyran¬
nen. Die Sonntage wurden abgeschafft und bestimmt, daß statt ihrer je
den zehnten Tag das Volk sich versammeln und das hohe Glück seiner
Freiheit erwägen und gemeinschaftlich besprechen sollte. Endlich beschlossen
die Bösewichter und machten bekannt: „Es giebt keinen Gott; darum
soll auch keiner angebetet werden! Die Vernunft allein ist unsere
Führerin, ist unsere Göttin!" Eine Tänzerin wurde als Göttin der
Vernunft aufgeputzt, im Triumphe durch die Straßen geführt und in der
Kirche Notre-dame auf einen Altar von Rasen gestellt. Vor ihr war ein
anderer Altar errichtet; ein Priester opferte ihr darauf, und das tolle Volk