§27
Im Osten 1917.
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mehr als 50 km vorschieben konnten^): in Wolynien vom Styr bis zun, 31 och ob,
in Galizien von ber Strypa bis über bie Zlota Lipa hinaus (bis zu ihrem Neben¬
fluß Narajowka) unb baß die ganze Bukowina zum zweitenmal an die Russen
verloren ging2). Abgesehen von diesem Erfolg in bei Bukowina blieben bie
Russen, obgleich sie 21/a Mill. Truppen eingesetzt hatten, von ihren Zielen
weit entfernt, hatten sie boch über Kowel (unb Wlabimir-Wolynski) auf Brest-
Litowsk unb Lublin unb über Broby aus Lemberg vorstoßen wollen! Auf ihrem
Vormarsch gegen Wlabirnir-Wolynski unb Kowel wurden sie durch Linsingen
mit Erfolg zurückgehalten (Kämpfe Bei Beresteczko, Gorochow, Swinjuchi, Kifielin,
Lokaczy, Smolary, Zarecze usw.). — Nörblich von ben Rokitnosümpfen verbuchten
bie Russen vergeblich, sich in ben Besitz bes wichtigen Bahnknotens Baranowitschi
zu setzen (Kämpfe bei Kraschin unb Woikowitschi).
Das Jahr 1917:
Russische Revolution; Eroberung Rigas, r^sels und Tagös;
Waffenstillstand.
§ 27 Im März 1917 brach bie Revolution aus (Absetzung bes Zaren am 16. März
1917). Der Diktator Kerenski3), ausgepeitscht burch bie Westmächte, versuchte noch
einmal bas kriegsmübe Volk in ben Krieg zu treiben. Wieber hanbelte es sich um
einen konzentrischen Angriff auf bie Mittelmächte: seitens ber Engländer die
Arras- unb dann die Flandern- Offensive, seitens der Franzosen der Angriff
auf den Chemin des Dames, seitens Italiens die 10. Jsonzoschlacht, und
die Russen (unter Brussilow) sollten nun den Ring durch eine Offensive in Galizien
vervollständigen. Da — auf diesem kritischen Höhepunkt des Krieges — geschah
das Unglaubliche, alle Welt in Staunen Versetzende: die nach allen Seiten
im grimmen Abwehrkampf befindlichen, als endlich nun wirklich er¬
schöpft verschrieenen Mittelm ächte fanden neben den schweren Desen-
siven die Kraft zu einer wuchtigen, erbitterten Gegenoffensive in Gali¬
zien (wo die Russen südlich von Halicz eine Beule gegen den Lomnica vorgetrieben
hatten), durch die den Russen ganz Ostgalizien (Durchbruch bei Zloczow gegen
Zalozce, 19. Juli 1917) und aufs neue die Bukowina (Czernowitz 3. August) eut-
risseu wurde. Das russische Heer brach völlig zusammen4) und konnte es dann auch
nicht hindern, baß bie Deutschen im September 1917 Riga unb Diiuarniinde unb
bas angrenzenbe Gebiet Livlanbs, sowie im Oktober die Inseln Lsel, Tagö unb
Moon besetzten, letzteres ein kühnes Seeunternehmen, das zugleich für das seege¬
waltige England ein empfindlicher Schlag war.
x) Siehe im Kriegsatlas bie rote unterbrochene Frontlinie „Anfang Sep¬
tember 1916" bzw. „Winter 1916".
2) Bis zur Linie Dorna Watra—Kirlibaba—Lubowakuppe, an ber in ber
Folge vielfach Kämpfe stattfanden.
3) Dieser Sozialistenführer hatte den bürgerlichen Führer Miljukow (Kadetten*
d.i. etwa ^Freisinnige Partei) schon im Mai gestürzt.
*) Lloyd George in seiner Pariser Rede im November 1917 (s. auch Rumänien
8 35 Fuß): „Die neue Tragödie verlief wie die früheren (Serbien 1915, Ru¬
mänien 1916), weil sie dieselbe Ursache hatte (gemeint ist das Fehlen eines ge¬
meinsamen Eintretens eines für den anderen). Rußland zerbrach. Leine Front,
so meinten wir, sei seine eigene Angelegenheit. Man handelte genau so, als ob
in Rußland nichts geschehen wäre."
1
Übrige
Schauplätze:
Rumä¬
nien
erklärt
den Krieg,
27.Aug. 16
Englische
Offensive
bei
Arras
(April)
in Flan¬
dern (Juli
bis Nov.
1917)
und bei
Cambrai
(Nov. ü.
Dez. 1917)
Französ.
Offensive
am
Chemin
des Da¬
mes
und bei
Verdun