Zweiter Teil: Die deutschen Offensiven an der Westfront:
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Osten durchstoßen, den ganzen Marnesack abschneiden und die in ihm stehen¬
den Truppen zur Übergabe zwingen. Ter Stoß sollte für uns zur Kata¬
strophe werden! Aber die westlich vor Soissons stehenden deutschen Truppen
hielten an dem kritischen 18. Juli stand, so daß die Turchbruchsgefabr beseitigt wurde.
Jetzt gab Foch den Durchbruchsversuch auch auf und schritt zum minder lohnenden,
aber blutigeren Frontalangriff auf der ganzen Strecke von (westlich) Soissons bis
Chateau-Thierry, also auf der drohend gegen Paris gerichteten deutschen Front, und
dehnte allmählich den Angriff umfassend auf den ganzen Sack aus. Ta unsere Offensive
beiderseits Reims nicht geglückt war, so war der Marnesack (dessen durch die Offensive
bei Noyon--Montdidier vom 9. bis 11. Juni erstrebte Verbreiterung nach Westen
nicht erreicht worden war) für uns wertlos geworden, weshalb wir ihn in der Zeit
bis zum 2. August räumten und bis zur Aisne—Vesle-Linie zurückgingen, so daß also
der wichtige Damenwegrücken zunächst noch in deutscher Hand verblieb.
2. Der zweite feindliche Gffensivstotz (von der Hmtensfront aus). Ter Durch¬
bruch über Soissons war Foch nicht geglückt; es war nur der größere Teil des deutschen
Geländegewinns aus der Aisne—Marne-Schlacht (27. bis 31. Mai) zurückgewonnen
worden. Einige Tage rannte Foch noch vergeblich gegen die neue deutsche Linie
(Aisne—Vesle) an, dann versuchte er an einer anderen Stelle einen Durchbruch,
und zwar in der Richtung Amiens—St. Quentin, zwischen Ancre und Avre
(die Ancre ein nördlicher, die Avre ein südlicher Nebenfluß der Somme). Wieder sollte
mittels Durchbruchs ein Keil in die deutsche Front getrieben werden (anscheinend
30 km tief bis Nesle) und dadurch die zwischen diesem Keil und der Aisne stehenden
Deutschen abgeschnitten und in Umzingelungsgefahr gebracht werden. Unter dem
Schutz des Nebels und unter Einsetzung gewaltiger Mengen von Tanks wurde am
1. Tage (8. August) ein erheblicher Erfolg erzielt und der Vorstoß an 10 km weit
vorgetragen. Aber dann erlahmte er unter der deutschen Gegenwirkung, so daß ein
Durchbruch wieder nicht erzielt wurde. Wieder mußte zum Frontalangriff übergegangen
werden, wobei die Angriffsfront südwärts bis zur Oise verlängert wurde.
3. Der dritte feindliche Gffensivstotz. Am 21. August wurde die Front nach
Norden hin erweitert, indem ein dritter Offensivstoß angesetzt wurde: die Eng¬
länder brachen zwischen Arras und Albert los, um über Bapaume hinaus einen
Keil in die deutschen Linien vorzutreiben. Gleichzeitig wurde seitens der Franzosen
der Meißel südlich der Oise (zwischen Oise und Soissons) angesetzt. Der Plan war
klar: Durch gewaltige Kämpfe auf den Flügeln der langen Front Arras—Soissons
wollte man der Hindenburglinie von Norden wie von Süden her in den
Rücken kommen und die gewaltigen deutschen Heeressäulen zwischen den Einbruchs¬
stellen (Heeresgruppe von Boehn) zu wilder, verhängnisvoller Flucht zwingen; mit
anderen Worten, Foch wollte das ganze Mittelstück der deutschen Front ans den Angeln
heben! Diesem Riesenplan gegenüber war insbesondere der Erfolg der Engländer
kläglich: sie eroberten in den vier Tagen vom 21. bis 25. August nur einen zwar 50 km
langen (südlich bis Chaulnes sich erstreckenden), aber durchschnittlich nur 5 km breiten
Saum, hatten also die deutsche Front nur randlich angenagt, statt sie zu durch¬
stoßen. Mehr Erfolg hatten die Franzosen; sie kamen in diesen vier Tagen auf dem
Raum zwischen Oise und Soissons etwa 15 km, bis an die untere Ailette (Aisne-
kanal), vor, blieben von der erstrebten Hindenburglinie aber weit entfernt. An beiden
Durchbruchstellen hatten die deutschen Truppen den Vormarsch rechtzeitig verriegelt,